Postredder in Ahrensbök

Postredder oder “Bi de Krückeeck  dor achter de Luus“

Wer sieht der heutigen neuen Straße mit den modernen Wohnhäusern, der Dörfergemeinschaftsschule, dem Schülerstopp, der asphaltierten Straße mit breitem Fußweg und der modernen Beleuchtung noch seine alte Geschichte und den früheren Zustand an?

Aufschreiben will ich, wie es einmal aussah, bevor all diese Neuerungen das Gesicht dieses Redders veränderten. Sicher haben im Mittelalter noch die Kartäusermönche des Klosters diesen Weg beschritten, später die Herzöge von Holstein als Erben des Klostergrundeigentums von Ahrensbök nach Lübeck oder Segeberg. Den Namen Postredder als Verlängerung der Poststraße erhielt dieser Weg durch die Alte Post an der rechten Seite kurz vor dem Rathaus. Über Hohenhorst, Gnissau, Travenort, Schlagberg führte der Weg der Post, der Rückweg auf der Südseite des Warder-Sees über Rohlsdorf, Heckkaten, Lebatz. Diese Umwege waren erforderlich, weil die heutige um 1840 gebaute Straße durch den Wardersee noch nicht existierte. Die Pferdepost nach Segeberg fuhr noch bis zum Jahre 1910.

Der Postredder war einst ein einspuriger Sandweg mit tiefen Wagenspuren, Wasserpfützen bei Regen und Staub bei trocknem Wetter, ein schmaler Fußsteig für die Minderbemittelten und Handwerksburschen, die kein Fuhrwerk hatten und sich die Postkutschen nicht leisten konnten. Um die Reise nach Lübeck oder Segeberg in einem Tag zu bewältigen, stand man schon um 3 Uhr auf und ging der Sonne entgegen. Von Fichten, Buchen usw. umgeben, im Windschutz hoher Knicks wanderte man zu damaliger Zeit in 4 Stunden nach Lübeck oder Segeberg. Jedenfalls war die Luft rein, das Wasser klar und der Herzinfarkt eine unbekannte Erkrankung. Lindenstraße, Gartenweg und Klosterstraße gab es damals noch nicht. Ein Kirchsteig- Sandsteig- führte von der Allee in Ahrensbök über eine Brücke hinter dem Apothekergarten an der Krückeiche vorbei, Postredder und dem heute noch vorhandenen Fußsteig zur Segeberger Chaussee.

Die Inschrift KRÜCKEICHE ist leider über die Jahre stark verwittert und nur noch schlecht lesbar.
Die heutige Eiche wurde vor Jahren neu gepflanzt. Die erste Eiche musste wegen Pilzbefall gefällt werden.

Wer weiß heute noch, was der Name Krück auf einem Findling unter der Eiche zu bedeuten hat? Weshalb man zum Gedenken eines Mannes namens Krück eine amerikanische und keine deutsche Eiche gepflanzt hat, das weiß heute keiner mehr. Förster Krück war Revierförster in Hohenhorst. Das Haus. in dem er wohnte steht heute noch als schönes reetgedecktes Haus an der Redderkoppel. Er war ein humorvoller Förster, der viele Jagdgeschichten erzählen konnte. Wieviel davon Dichtung und Wahrheit war, wusste man nicht. Jedenfalls hatte Förster Krück ein gutes Herz und verhalf vielen armen Leuten in seinem langen Leben zu dem so nötigen Brennholz. So hat er es wohl verdient, dass man ihn auf diese schöne Art ehrte. Einige humorvolle Redensarten von Krück: Wenn jemand seiner Kunden über die schwere Arbeit des Stubbenrodens klagte, so sagte er „De ist doch blots op een End fast“ Ein Zimmermann hatte in seinem Haus einen Balken zu kurz abgesägt. Der Förster meinte “ob een End pass he“. Berühmt war sein Jägerlatein. Förster Krück schoss einen Fasan, der beim Abschuss einen Hasen erschlug, so dass er mit einem Schuss zwei Tiere erlegt hatte. Sein Sohn, von Beruf Beamter in Eutin, war ein ebenso leidenschaftlicher Jäger, und den Humor hatte “Onkel Revier“ wie man ihn nannte vom Vater geerbt. Er sagte dann auch zur Fasanengeschichte seines Vaters:“Jo Vadder, dat es wohl all lang her, as du dissen Meisterschuss dohn hess. Domals sünd seker de Hasen noch riecklich wess as hütodogs“. In fröhlicher Runde beim Schüsseltreiben war es sehr verpönt zu sagen „he lüggt“ Eine Enkelin von Krück lebt noch heute in Ahrensbök. Eine kurze Strecke in Richtung “Grüner Redder“ heute ebenfalls modern ausgebaut, stand eine Landarbeiterkate „De Luus“.

„De Luus“ Gemälde von Kurt Brandt

Im Gemeinderat wollte man auch die Verlängerung dieser Straße “De Luus“ nennen. Helle Empörung der Anlieger war die Folge, keiner wollte in „De Luus“ wohnen. So verschwand der Name. Hoffentlich gibt es noch ein Bild von der alten Kate, denn es würde sicher von den späteren Generationen gern betrachtet werden. Das ist auch der Zweck meines Schreibens, damit nicht in Vergessenheit gerät, was einmal war. Jedenfalls ist der Name Postredder erhalten und lässt die Krückeiche stehen. Es wäre doch gut, wenn man wüsste, wovon die Rede ist, wenn jemand sagt: “Bi de Krückeeck oder dor achter de Luus“, jedenfalls in Ahrensbök.

Aufgezeichnet von Wilhelm Wulf †                                                                            von 1935-1940 Bürgermeister der Gemeinde Ahrensbök und Heimatforscher

 

 

Ahrensböker Museumskalender 2024

Ahrensböker Museumskalender 2024

In diesem Jahr widmet sich der Kalender den Dorfschaften in der Gemeinde Ahrensbök. Der Bildkalender im Format DIN A 4 umfasst zwölf Monatsblätter sowie ein Titelblatt. Die Fotos sind in schwarz-weiß oder in Farbe. Der Kalender ist wieder in den bekannten Verkaufsstellen bei Lotto & More, im Getränkemarkt Ahrensbök von Thomas  Goldt und in der Gemeindebücherei für 12,00 € erhältlich, wobei in diesem Jahr 1€ als Spende an die „Ahrensböker Tafel“ geht. Auch über die Internetadresse des Heimatmuseums info@heimatmuseum-ahrensboek.de kann der Kalender wieder zum Preis von 12,00 € zuzüglich 2,00€ Versand bestellt werden.

Warum die berühmten Alsterschwäne ostpreußische Vorfahren haben

Warum die berühmten Hamburger Alsterschwäne ostpreußische Vorfahren haben?

Auf der Suche nach meinen ostpreußischen Vorfahren bin ich auf einen, auch für Andere, interessanten Artikel gestoßen: „Der Nordenburger See und die Alsterschwäne“. Es wurde mitgeteilt, dass die majestätischen weißen Schwäne, ein bekanntes Wahrzeichen Hamburgs, von ostpreußischen Tieren abstammen. Dem bekannten Schriftsteller und Naturforscher Walter von Sanden – Guja, der in Marienwalde Kreis Angerapp / Ostpreußen, früher Darkehmen, geborene Gutsbesitzer hat den Hamburgern Anfang des 20. Jahrhunderts Schwaneneier überlassen. Ihm ist es auch zu verdanken, dass der Nordenburger See im Jahre 1939 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Schlecht ist es den Hamburger Alsterschwänen während und in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ergangen. Viele von ihnen hatten heimlich in Kochtöpfe wandern müssen. Außerdem litten sie als halbzahme Schwäne an Inzucht und ihren Folgen. Eine Blutauffrischung erschien nötig, und so trat man an ihn heran, zwölf Eier von den gesunden und starken Nordenburger Schwänen nach Hamburg zu vermitteln. Man konnte die Fortnahme verantworten und mit Einverständnis der Naturschutzbehörde und des Grafen Albrecht zu Stollberg-Werningerode-Dönhofstädt, dem der größte Teil des Sees gehört, dem Hamburger Magistrat es zusagen. Dieser sandte seinen alten Schwanenwärter nach Guja. Am anderen Morgen sah er eine Flotte von über zweihundert Jungschwänen blendend weiß auf dem Wasser liegen. Die Brutschwäne hatten sich über den ganzen See verteilt, bis zum Heuwerder und zur engen Durchfahrt bei Wessolowen, wo meine Verwandten wohnten, und sah die Männchen vor ihren Nestern auf dem freien Wasser Wache halten.

Schwäne auf dem Nordenburger See ***

Das weite, gewaltige Panorama, in dem seine Lieblingstiere so zahlreich und in so vollkommener Freiheit lebten, machte bei ihm tiefen Eindruck. Er war früher zur See gefahren und hatte genug von der Welt gesehen. Aber bei diesem Anblick sagte er bewundernd: „Das ist herrlich! Das ist wirkliche Freiheit!“ Und dann löste ihm das strahlende, weite Frühlingslandschaftsbild die sonst etwas schwerfällige Zunge, und er erzählte von seinen Schützlingen in Hamburg auf der Alster und den Kanälen und immer wieder, wie sehr die Schwäne im Winter die Freiheit entbehrten und litten, wenn sie des Eises und der Nahrung wegen eingefangen, auf engen Raum zusammen gedrängt, viele Wochen verbringen mussten. Immer stürbe dann eine ganze Anzahl trotz der besten Pflege. „Freiheit ist ihnen alles“, sagte er. „Aber wir können es nicht anders machen. Sie verhungern und schlechte Menschen fangen sie fort, weil sie nicht fliegen können. Aber den Jungen werden die Flügel nicht mehr gestutzt, und wenn das Eis alles schließt, dann ziehen sie fort nach Westen. Das ist meine ganze Freude. Unsere alten Schwäne wiegen im Herbst bis über zwanzig Pfund, aber im Frühjahr sind sie viel leichter“. Wie staunte er als man ihn sagte, dass ein alter Schwan hier auf dem See fünfundvierzig Pfund und ein junger sechsundvierzig Pfund gehabt hätte. Am nächsten Morgen in aller Frühe sammelte mein Verwandter, der Nordenburger Fischermeister Rudolf Marowski, aus zwölf Nestern je ein Ei, und am gleichen Tage reiste der Schwanenwärter mit ihnen nach Hamburg. Der letzte Krieg hat auch die damals guten Erfolge dieser kleinen Geschichte zunichte gemacht und zunächst jede Möglichkeit genommen, neue Eier vom Nordenburger See für Hamburg zu holen. Aber Gottes Möglichkeiten kennen keine Grenzen, und die Zeit ist nur ein menschlicher Begriff. Der Fischermeister Rudolf Marowski, wohnte mit seiner Familie nach der Flucht in Stockelsdorf.

Schwaneninsel auf dem Flörkendorfer Mühlenteich, Aufnahme 1956.
Schwanenhaus um 1956

Auch in Ahrensbök gab es ein Schwanenhaus. Es war ein Rundbau mit Reeteindeckung und stand am Flörkendorfer Mühlenteich. In ihm wurden Gerätschaften für die Teichwirtschaft aufbewahrt.  Auch wurde Futter für Notzeiten im Winter für die Schwäne auf dem Teich vorgehalten. Hier war eine recht tiefe und lange Eisfreie Stelle und der alte Schwan „Hansi“, der auf der Schwaneninsel sein Nest hatte, hielt sich hier gerne auf. Im Winter wurde ein Eisloch auf dem Hausteich vor der Mühle für ihn freigehalten und Hansi wurde auch mit Futter versorgt. Er war sehr zutraulich. Hier zog sich Ferdinand Schiller, der Besitzer des Sees um, wenn er zum Baden zwischen den vielen Karpfen ging.

Nachdem der Pavillon später neu eingedeckt und aufgearbeitet wurde bekam die Schwester des Besitzers das ehemalige Schwanenhaus als Erinnerungsgeschenk an ihren Elterlichen Hof nach Barkau überbracht. Es wurden auch Schwäne von den englischen Besatzern in der Nachkriegszeit zum Verzehr abgeschossen.

Blick auf den Mühlenteich mit Schwaneninsel. Im Hintergrund das ehemalige „Kurhaus“.

Erich Marowski, Dunkelsdorf 01.09.2022

*** (Freigabe Bild vom Nordenburger See durch -bildarchiv ostpeußen-)

Ahrensböker Jubiläums-Museumskalender 2023

Essen, Trinken & Feiern in der Gemeinde Ahrensbök und Umgebung, so lautet das Thema des diesjährigen Museumskalenders, der im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des Förderverein Heimatmuseum in der Großgemeinde Ahrensbök e.V. zum Preis von 10,00€ in der Gemeindebücherei, Lotto & More und im Getränkemarkt Ahrensbök von Thomas Goldt erhältlich ist. Der Bildkalender im Format DIN A 4 umfasst zwölf Monatsblätter sowie ein Titelblatt in Schwarz-Weiß. Auch über die Internetadresse des Heimatmuseums info@heimatmuseum-ahrensboek.de kann der Kalender zum Preis von 10,00 € zuzüglich 2,00€ Versand bestellt werden.

 

150 Jahre – Der große Brand von Ahrensbök –

1872  – 2022

150 Jahre der große Brand von Ahrensbök

Am 3. September 1872 brach über Ahrensbök ein großes Unglück herein: In der Mitte des Ortes, im Hause des Fuhrmanns Buck entstand ein Feuer, das sich nach einer langen Trockenheit schnell ausbreitete. Es fand in den zum Teil noch mit Stroh gedeckten Dächern und in den Giebelwänden aus Holz reiche Nahrung. In kürzester Zeit fielen 22 Wohnhäuser und 16 Nebengebäude dem Brand zum Opfer. Spritzen aus Glasau, Gnissau und Dunkelsdorf waren rasch zur Stelle, mussten sich aber darauf beschränken, eine weitere Ausdehnung der Verwüstung zu verhindern. Aus Eutin und Lübeck trafen mehrere Spritzen um 18 und 21 Uhr ein, zu einer Zeit, als der Brand schon eingedämmt war. Es galt jedoch, die Löscharbeiten fortzusetzen und ein erneutes Aufflammen zu verhindern. 51 Familien waren obdachlos geworden und zunächst auf nachbarschaftliche Hilfe angewiesen. Die Hausbesitzer unter ihnen waren feuerversichert, die meisten der betroffenen Mieter – kleine Handwerker und Arbeiter – hingegen nicht. Sie hatten ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Um die größte Not der Geschädigten zu lindern, bildeten sich in Ahrensbök und in Eutin Hilfskomitees, die Geldspenden, Nahrungsmittel, Kleidung, Wäsche und Möbel erbaten. (Quelle: – Jürgen Brather – Ahrensbök in der Großherzoglich-Oldenburgischen Zeit 1867-1919)Der große Brand

Das Erinnerungsschild wurde in den 60er Jahren von den Schülern Manfred Hannig und Wolfgang Brede auf dem Hof des Fuhrbetriebes Wilhelm Hopp in der Lübeckerstrasse gefunden. In dieser Straße fiel beim großen Brand eine ganze Häuserzeile dem Feuer zum Opfer. Das Schild wurde dem damaligen Rektor der Volksschule, Herman Stölten, übergeben. Rektor Stölten, selber interessierter Heimatkundler, erkannte die Bedeutung und damit verbundene Geschichte des Schildes und ließ das historische Fundstück im Flur der Volksschule aufhängen. Beim Abriss der Volksschule 1972 zog das Schild mit in die neue Grund- und Hauptschule um, fristete aber dann jahrelang im Keller sein Dasein. Erst Jahre später, bei den Zusammenkünften des damaligen Arbeitskreises „Ortsgeschichte“, woraus dann 1996 der „Förderverein Heimatmuseum in der Großgemeinde Ahrensbök“ entsprang, erinnerte man sich wieder an das Schild. Hausmeister Egon Brede konnte das Schild wieder auffinden und für Rektor Siegfried Zenker war es eine Selbstverständlichkeit das Schild den büroleitenden Beamten der Gemeinde Ahrensbök, Norbert Fick, zur Verfügung zu stellen. Heute hat das eher unscheinbare Schild im Ahrensböker Heimatmuseum seinen Platz gefunden und kann auch auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.

Marienkirche zu Ahrensbök – gestern und heute –

         Marienkirche zu Ahrensbök                                   gestern und heute

Ein vierzig Seiten umfassenden Bildband mit alten und neuen Fotos der Marienkirche, teils in Farbe und schwarz/weiß, zeigt Aufnahmen von innen und außen, sowie Luftaufnahmen. Der Bildband ist im Kirchenbüro, Kirchenladen und Heimatmuseum gegen eine Spende erhältlich.

Kindervogelschießen, Kinderfeste – Eine lange Tradition in Ahrensbök

Kindervogelschießen, Kinderfeste – Eine lange Tradition in Ahrensbök

Von Ernst  Müller,  Konrektor  a.D. †

Es gibt ein Büchlein mit Aufzeichnungen, in welchem man das Vogelschießen in Ahrensbök bis zum Jahre 1860 zurückverfolgen kann. Es enthält die Abrechnungen und auch kurze Berichte über  Vorbereitung und Ablauf der Feste. Es ist also ein geschichtliches Dokument Ahrensböks, in welchem sich aber auch die größere Politik und Geschichte spiegelt.

Umzug in den 30er-Jahren

1867 kommt das holsteinische Amt Ahrensbök zum Fürstentum Lübeck. Auf diese Weise wird der Großherzog von Oldenburg für seine Gebietsansprüche an Schleswig – Holstein nach den Auseinandersetzungen Dänemark, Österreich, Preußen entschädigt. Das kann man in Ahrensbök lange nicht verwinden, und die Ahrensböker fühlen sich als „Muss – Oldenburger“. Aber bei den Festumzügen, die auch übers Amt und zu Weidemann (also in der Poststraße) führen, ist 1870 zufällig der Oberamtmann anwesend und wird zum Fest eingeladen. 1872 ist der Oberamtmann Kuhlmann wieder in Ahrensbök und auch nicht mit leeren Händen gekommen. Er überreicht der Schule und den Kindern eine blauseidene Fahne von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Oldenburg.

Auch der Großbrand in Ahrensbök am 3. September 1872 dem auch die Schule zum Opfer fiel, leuchtet in den Aufzeichnungen auf. Lehrer Harder verauslagt für das Kindervogelschießen 1873 erst einmal 60 Mk. Corant, da im Vorjahre alles verbrannte.

1889 berichtet das Büchlein: „Das Kinderfest fand in diesem Jahre zum 1. Mal an Großherzogs Geburtstag, am 8.Juli statt.“ 1909 schreibt Lehrer Jäger: „Um ½ 8 Uhr wurde auf dem Schulplatze angetreten. Nach dem Hoch auf dem Großherzog (Jäger) u. Singen des 1.Verses von Heil Dir, o Oldenburg wurde abmarschiert“ (zu den Wettkämpfen im Langendamm).

So werden die Ahrensböker zwar widerstrebend aber doch allmählich zu Oldenburgern. 1914 wird das Kinderfest zum letzten Mal gefeiert, bevor der 1.Weltkrieg eine lange Pause erzwingt. Erst 1919 berichtet Hptl. Hasse: „Von dem herrlichsten Wetter begünstigt feiern wir nach 5jähr. Pause am 5.September zum ersten mal wieder unser Kinderfest. Gegen 8 Uhr morgens verließ der stattliche Festzug nach einer kurzen Ansprache des Unterzeichneten und dem Singen der 1. Str. des Deutschlandliedes den Schulplatz zum Marsch durch die Stadt.“

Das Denken in engen kleinstaatlichen Grenzen ist gewichen.

1933 zeigt sich dann schon der absolute Anspruch des Staates auf jegliche Festgestaltung. Lehrer Edler berichtet: „Das diesjährige Kinderfest fand am 18. August statt. Es war schon im Juni geplant, aber wegen Festverbot (Sonnenwendfeier) musste es bis in den August hinein verschoben werden.“ 1937 ist das Kinderfest noch einmal gefeiert worden. Dann hörten die Eintragungen auf, obwohl noch genügend Platz gewesen wäre. Ist es 1938 und 39 nicht mehr ausgerichtet worden?

Doch nun zurück an den Anfang der Eintragungen. Das Jahr 1860 war ein ganz besonderer Einschnitt in der sehr viel weiter zurückreichenden Tradition des Kindervogelschießens in Ahrensbök. Aber lassen wir hier das Original selbst sprechen:

„Kindervogelschießen, Kinderfeste – Eine lange Tradition in Ahrensbök“ weiterlesen

Der Meschütenkrug

Der Meschütenkrug

So wie heute Tankstellen, lagen früher Gastwirtschaften mit Durchfahrten und Ausspann an den Straßen. Zum „Ortsteil Bockhof“ bei Dunkelsdorf gehörte auch der „Meschütenkrug“, ein Zwiebackskrug. Hier konnten Fuhrleute und Reisende essen und übernachten.  Ein bekanntes Lokal dieser Zeit, von dem es sich lohnt  zu berichten.

Der Meschütenkrug war ein 1799 vom Gut Dunkelsdorf abgetrenntes Grundstück mit Wohnhaus und Katen, gelegen an dem Heer- und Frachtweg von Ahrensbök nach Lübeck,  gekauft von Detlef Jacob Möller (u. Ehefrau  Maria Elisabeth  Möller geb. Bleeck) mit der Freiheit zu Mälzen, Brauen und zu Brennen. Dazu gehörten auch das Recht die Krugwirtschaft, die Hökerei und die Bäckerei zu betreiben und  auszuüben sowie eine kleine Landwirtschaft mit 3 Tonnen Land. Außerdem besaß er eine angekaufte Moorparzelle im Amt Ahrensbök.

Wie viele der einsam gelegenen Katen, hatte das alte Haus,  auch einen eigenen Namen – der Meschütenkrug. Wer von Ahrensbök nach Lübeck oder zurück reiste und in diesem Krug einkehrte, um sich zu stärken, erhielt zugleich eine Art „Semmel“ dazu zum Essen. Und dieser hieß Meschüt. Daher der Name. Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert steht noch. Marie Hunnertmark war dort seinerzeit Wirtin. Sie stammte aus Ahrensbök. Geheiratet hatte sie nicht, weil kein Bewerber reich oder schön genug war. Ihr Vater war Kuchenbäcker in Ahrensbök. Sie war durch ihr Angebot „Zwieback und Milch für einen Groschen“ weit und breit bekannt und geschätzt. So scheibt es jedenfalls Wilhelm Wulf, ein Ahrensböker Heimatforscher, und weiter schreibt er:

In der Gaststube standen breite Holzbänke, die Ruhelager der Kutscher für die Nacht. Motel von damals! Ein köstliches Gemälde, von einem Maler für unbezahlte Zeche zurückgelassen, hing über der Tür. Das Bild zeigte eine Tanzmusikschlägerei. Der Wirt, ein Polizist und die Musikmacher waren dabei, die Prügler hinauszuwerfen. Und oben auf dem Bild wurde eingeladen: „Herzlich Willkommen“. Glanzstück des Kruges war ein Ochestrion, so groß wie ein Kleiderschrank. Mit einer gewaltigen Kurbel zog man den Apparat auf, und schon donnerte es durch die Stube „Schleswig – Holstein, meerumschlungen“ oder auch „Es war im Böhmerwald, wo meine Wiege stand“. Blitzblank war es im Meschütenkrug. Der  Fußboden war weiß gescheuert und mit knirschendem Sand bestreut, saubere Gardinen hingen vor den Fenstern, und blühende Blumen luden die Gäste freundlich ein. Arme Wanderer fanden hier ihr billiges Nachtquartier, besonders, wenn sie die Wirtin zu einem Tanz nach der Musik des Orchesterions einluden.

Torfbäcker und Bauer Johann Grimm kehrte aus diesem Grund oft bei seinen Torffuhren vom Barghorster Moor nach Lübeck bei ihr ein. Wegen seiner Armut und seiner großen Familie erhielt er eine Mahlzeit umsonst und er bestellte dann noch ein Glas Zuckerwasser ohne Zucker.

Weitere Besitzer waren: 1852 die jüngste Tochter Maria Elisabeth  Möller (später verh. Petersen), 1881  Herrmann Caspar Johannes Petersen, er geht 1884 nach Breitenburg und übernimmt die Mühle zu Breitenburg, 1884 der Brauer Johannes August Eduard Bade aus Lübeck, 1891 der Brauer Carl Paul Jahnel, dann seine Ehefrau Auguste Therese geb. Hesse. Der spätere Besitzer, ein Herr Holzmann, Maschinist aus Kiel kaufte 1893 das Gewese und verkaufte es 1898 an den Gastwirt Bornemann und der verkaufte es dann 1906 an einen Herrn aus Lübeck, der auf dem Grundstück eine Großimkerei betreiben wollte.

Der ehem. Meschütenkrog mit vermauertem Tor der Durchfahrt ca. 1972.

Über 100 Jahre bestand die Brauerei mit kleiner Landwirtschaft. Mit dem Bierwagen fuhr der Besitzer übers Land und verkaufte sein Bier. 1906 hatte der in weiten Kreisen bekannte „Meschütenkrug“ als Krug aufgehört zu existieren. Die Großherzogliche Regierung hatte die Wirtschaft für alle Zeiten aufgehoben. Wie schon gesagt, das Gebäude steht noch. Doch mit dem Wandel der Zeit vom Pferdezug zur Motorisierung erfüllte es seinen Zweck nicht mehr. Die großen Durchfahrtstore mit den runden Torbögen sind vermauert. Nach einem Umbau dient der ehemalige Meschütenkrug heute als Wohnhaus.

Eine Erinnerung an eine gar schnell versunkene Zeit.

Die an der Abfahrt beim Bokhof zum Dorf Dunkelsdorf und in der Nähe des Meschütenkruges stehende Eiche, welche jetzt unter Denkmalschutz steht, kann nach den Berechnungen des früheren Förster Reimers, der  für das Revier Schwinkenrader Forst zuständig war, bereits ein Alter von 500 Jahre +/- 50 Jahre erreicht haben.

Stand  08.01.2022                    Erich Marowski

 

 

Ahrensböker Museumskalender 2022

Ahrensböker Museumskalender 2022

Bauten, Gebäude und Höfe in der Gemeinde Ahrensbök und Umgebung zeigt der Museumskalender 2022.

Der Bildkalender im Format DIN A 4 umfasst zwölf Monatsblätter sowie ein Titelblatt. Die Fotos sind in Schwarzweiß oder in Farbe. Der Kalender ist in der Gemeindebücherei, Lotto & More und im Getränkemarkt Ahrensbök von Thomas  Goldt für 13,00 € erhältlich. Auch über die Internetadresse des Heimatmuseums info@heimatmuseum-ahrensboek.de kann der Kalender wieder zum Preis von 13,00 € zuzüglich 2,00€ Versand bestellt werden.

Lebende Denkmäler der Klosterzeit

Lebende Denkmäler der Klosterzeit

Dem Hörensagen nach hat uns die älteste Geschichte, die Klosterzeit 1, unseres Ortes zwei noch lebende Denkmäler beschert, so schreibt es der Heimatforscher und frühere Rektor der Volksschule in Ahrensbök Hermann Stölten.

Das ist einerseits die Weinbergschnecke welche durch die Mönche des Kartäuser Klosters nach Ahrensbök gekommen ist. Der strenge Orden stammt aus einer einsamen Gebirgsschlucht La Chartreuse bei Grenoble. Die Schnecken wurden als Fleischersatz gezüchtet und stellten sicherlich für den Tisch eine wohlschmeckende Abwechslung dar und sollten hier bei uns im Norden nicht entbehrt werden. Sicher sind auch einige entwischt und haben sich in unserer Gegend gut verbreitet.  Bis in jüngster Zeit wurden sie noch gesammelt und verkauft.

Der Winterling ist andererseits das zweite noch lebende Denkmal. Er blüht sehr oft schon vor dem Schneeglöckchen und verkündet als Frühblüher den nahenden Frühling. Diese Blume ist wohl als unsere Blume anzusprechen, da sie hier reichlich vorhanden ist, und falls sie anderswo gefunden wird, wie z.B. im Fürstengarten zu Lauenburg a.E., Husum oder Malente immer wieder Spuren nachgewiesen werden, die nach unserem Ort Ahrensbök zurück gehen. Deshalb hat die Ahrensböker Gill vun 1490, die sich die Heimatpflege zur besonderen Aufgabe gemacht hat, diesen lebenden Zeugen aus seiner ältesten Geschichte zu einem besonderen Schützling ernannt. Die Mönche des Kartäuser Klosters sollen ihn eingeführt und auf dem Gelände des Mönchskloster gepflegt haben. Die Pflanze ist in allen Teilen giftig. Sie gelangte später in den Ahrensböker Amtsgerichtsgarten „Hoppenbrook“ und auch in den Organistengarten, so bestätigt es auch der ehem. Lehrer W. Jäger in Ahrensbök. Bald verirrten sich auch einige in private Vorgärten und verbreiteten sich weit und breit.

Die Kartäuser-Nelke hat den Namen von den Kartäuser-Mönchen, die diese Pflanze seit dem 16. Jahrhundert in ihnen Klostergärten anbauten. Ob die Blume auch hier angebaut wurde ist nicht bekannt.  Sie zählte offenbar aber zur Standardausstattung vieler Klostergärten. Die Pflanze sieht nicht nur schön aus, sie duftet gut und enthält schmerzstillende und erweichende Stoffe. Sie fand Anwendung durch kauen der Blüten gegen Zahnschmerzen, zermahlene Blüten gegen Schlangenbisse. Alle Pflanzenteile enthalten seifige Bestandteile, welche die Mönche und Nonnen flüssig gegen Hautkrankheiten, Rheuma oder Muskelschmerzen auftrugen und den Frischsaft  innerlich gegen Pest und Würmer nutzten obwohl sich geglaubte Wirkungen von Pflanzen nicht immer wissenschaftlich nachweisen lassen. In Volksglauben, Märchen und Sagen kommt die Kartäuser-Nelke öfters vor. Die Pflanze soll Blitze anziehen bzw. an Standorten wachsen an denen Blitze gerne einschlagen. Man findet sie auch in vielen Wildblumengärten.

Die Kartäuser-Nelke war Blume des Jahres 1989 und ist geschützt. Sie ist auch auf der 70-Cent-Briefmarke der Dauerserie „Blumen“ der Deutschen Post AG abgebildet, deren Erstausgabe am 13. April 2006 war.

1 Klosterzeit: 1397-1564

Erich Marowski