Überschwemmungskatastrophe in Lebatz vor 60 Jahren

Überschwemmungskatastrophe in Lebatz vor 60 Jahren

Ein Millionenschaden laut Landrat Ohmstede entstand am Mittwochmittag am 8. Dezember 1965 als Stauwasser ein etwa 200 Meter langes Straßenstück in der Ortschaft Lebatz (Kreis Eutin) unterspülte und in eine benachbarte Kiesgrube riss.

Die Straße von Lebatz nach Gnissau, ein sauber asphaltierter Fahrweg war plötzlich von einem Wasserstrudel erfasst und fortgerissen worden, da neben der Straße insgesamt fünfzig Hektar Wiesen und Äcker tief unter Wasser standen, das sich einen Ausweg suchte. Eine Bodenfläche von einem Hektar Ausdehnung und fünfzehn Meter Tiefe sackte dabei einfach weg und verschwand in einer fünfzig Meter entfernt gelegenen zwanzig Meter tiefen Kiesgrube. Diese Kiesgrube wurde zu einem Kratersee, in dem ein gewaltiger Strudel entstand, der noch bis in die späten Abendstunden an den hochauftragenden Wänden des neuen Kraters nagte und Erdmassen hinunterriss.

Drei Familien wurden infolge des Straßeneinbruchs obdachlos. Bruno Schweimer, Günter Wegner und Hannes Dahlmann mussten mit ihren Angehörigen sofort die Häuser verlassen, die zum Teil schon unterspült wurden. Schweimer und Wegner mussten ihre gesamte Habe mitnehmen, während der Bauer Dahlmann noch darauf hoffte, dass sein Hof verschont bleibt.

Frau Wegner erlebte den Einbruch am deutlichsten mit. Sie sah, wie eine knorrige Eiche neben ihrem Haus weggerissen wurde, wie elektrische Leitungsmasten blitzend wegknickten und im tiefen Krater verschwanden. Noch wenige Minuten vor dem Unglück hatten die beiden Kinder von Frau Wegner, der 5-jährige Hans-Joachim und die 6-jährige Gundula auf der Straße mit ihrem Roller gespielt. Sie waren gerade ins Haus zurückgekehrt als der Erdrutsch begann.

Die Kiesgrube wurde zu einem zwei Hektar großen Wasserloch, an dessen Rand das Haus von Schweimer bereits 2 Meter mit einer Ecke über die immer noch weiter abbröckelnde Kante ragt und wird kaum noch zu retten sein.

Unterspültes Haus am entstandenen Kratersee

Er hatte es erst vor fünf Jahren als baufälliges Haus gekauft und in den folgenden Jahren in harter Arbeit zum Schmuckstück ausgebaut. Dies sei ein schlechter Lohn für seine Bemühungen, seiner Familie ein gemütliches Heim zu schaffen, meint er resignierend. Mittlerweile wurde die Familie Schweimer beim Bauern Julius Maack untergebracht.

Glück im Unglück hatten zwei Kraftfahrer, die mit ihren Kieslastzügen bis an den Rand der Einbruchstelle kamen, als die Katastrophe geschah. Einer der Fahrer hatte an seinem Fahrzeug noch eine neue Sicherung einsetzen müssen und konnte deshalb erst später starten so dass er nur bis an den Rand der Einbruchstelle kam, während der andere etwas schneller war und diese Stelle gerade in dem Moment passiert hatte, als die Straße wegsackte. Der Sohn des Ortsvorstehers Maack hatte das Unglück zuerst gesehen und alle Helfer alarmiert. Der Bürgermeister von Ahrensbök, Herbert Behnke, fuhr unverzüglich zur Katastrophenstelle. Von Lebatz aus leitete er die Hilfsmaßnahmen ein.

Das gemütliche Klubzimmer im Dorfkrug „Tante Frieda“ war zum Hauptquartier der Katastrophenhelfer geworden. Kreisoberbaurat Dr. Würfel hatte die Einsatzleitung übernommen. Nach einer Nacht des Bangens war in der Dorfschaft inzwischen Ruhe eingekehrt. Nur noch einige Wachen standen bereit, um die hinter dem aufgerichteten Deich nachdrängende Schmelz- und Regenwasser zu beobachten. Sie befürchteten, dass der weiterhin stundenlang anhaltende heftige Regen den provisorischen Staudamm zerstören könnte und wieder Wassermassen in Richtung des neuen Kratersees ausbrechen könnten.

Die Hilfeleistungen in der Nacht waren noch zum Teil sehr schwierig. Pionierfahrzeuge der Panzerpionierkompanie 180 und des Panzeraufklärungsbataillons 6 aus Eutin blieben zum Teil in morastigen Waldgegenden stecken.

Panzer nach Befreiung aus dem Schlamm

 Sie mussten erst vom Technischen Hilfswerk befreit werden, ehe sie mit der Arbeit beginnen konnten. Sie dämmten in unmittelbarer Nähe eines Waldstücks etwa einen Kilometer oberhalb der Kiesgrube einen Wasserlauf ein.

Provisorisch errichtetes Wehr

 Eine vor Jahrhunderten von Mönchen dort geschaffene Enge des Wasserlaufs bot sich dabei als besonders günstige Stelle an.

Sieben Stunden lang arbeiteten die Pioniere daran, den Wasserzufluss unter Kontrolle zu bekommen. In dieser Zeit brach eine Erdscholle nach der anderen ab und das Kraterloch wurde immer größer. Im Hauptquartier der Katastrophenhelfer hatte Oberbaurat Würfel inzwischen Bedenken bekommen, ob die aufgestauten Wassermassen des kleinen Flusses den Damm nicht wieder zum Einsturz bringen und in noch heftigerer Flutwelle in die Kiesgrube rauschen würden. In aller Eile wurde deshalb in den Damm ein Durchlass eingebaut, um einen langsamen natürlichen Abfluss zu schaffen. Erst in den Morgenstunden des Donnerstags, dem 9. Dezember 1965 konnten die Helfer melden: Wasser zum Stillstand gebracht.

Während im Wald das Hämmern und Sägen der Pioniere dröhnte, Bereitschaftspolizisten die Wasserschlucht mit Scheinwerfern absuchten, um jede Veränderung an den brüchigen Wänden melden zu können, feierte man in Lebatz eine neue Errungenschaft. „Die Landkarten stimmen nicht mehr“, sagte man im Dorfkrug bei „Tante Frieda“. Lebatz hatte jetzt einen See.

Mitgerissener Baum im Kratersee

Viele „Sehleute“ mit Fahrzeugen verschiedenster Kennzeichen gaben sich ein Stelldichein und parkten vor der Gaststätte. Ein Bauer aus Lebatz meinte scherzhaft, dass man künftig den Ort als „Lebatz am See“ bezeichnen könne.

Der Erdrutsch ist vermutlich durch Schneeschmelze und tagelangen Regen sowie zwei Quellen unter der Grube entstanden. Die Frage nach einem Schuldigen an der Katastrophe wird kaum zu beantworten sein. Es wird sich herausstellen, meint man in Lebatz, dass die Natur allein es war. Die Straße von Lebatz nach Gnissau wird aber kaum wieder an der alten Stelle angelegt werden können. Der Untergrund ist aufgeweicht und eine Festigung der Trasse dürfte zu kostspielig werden. „Man wird sich eine neue Linienführung überlegen müssen“, heißt es.

Jens-Uwe Jungclaussen (nach Zeitungsberichten aus dem Jahr 1965)

 

Druckerei Hormann und die Ahrensböker Nachrichten

Druckerei Hormann und die Ahrensböker Nachrichten

Lisa Hormann hat dem Heimatmuseum Ahrensbök nicht nur die Gesamtausgabe der „Ahrensböker Nachrichten“ als gebundene Ausgabe überlassen, sondern auch einen Bericht über die Druckerei Hormann, den wir nachfolgend veröffentlichen. Die kompletten „Ahrensböker Nachrichten“ sind im Heimatmuseum Ahrensbök einsehbar.

Konkurrenzdruck veranlassten 1882 in Preetz/Holst. Den Buchdrucker und Verleger Theodor Hormann, Herausgeber des Preetzer Wochenblattes – später „Ostholsteinischer Bote“ – seinen Betrieb in Preetz zu verkaufen und eine Buchdruckerei mit Zeitungsverlag in Ahrensbök zu erwerben.

Als Gründungsjahr der Ahrensböker Zeitung ist wohl das Jahr 1879 anzunehmen, als von den Verlegern Trappe und Prüß aus Bramstedt mit Einrichtung einer Druckerei mit Zeitungsverlag in Ahrensbök eine Filiale eingerichtet wurde.

Von alten Ahrensbökern überliefert weiß man, dass die erste Druckerei im Hause der Frau Witwe Jäger unter-gebracht war, von wo sie alsbald verlegt wurde in das Haus des Herrn Franz Greiß, später zum Hause des Herrn J. Lilienthal. Da seinerzeit die Druckerei nur aus wenigem Schriftmaterial und einer Handpresse bestand, war ein Umzug leicht zu bewältigen.

Die Betriebsgründer verkauften aber schon bald an den Buchdrucker A. Dauer, von dem im Oktober 1882 Th. Hormann die Druckerei mit Zeitungsverlag erwarb. Am jetzigen Standort in Ahrensbök, Lübecker Straße 3, befindet sich der Betrieb erst seit 1890, seit dem Kauf eines eigenen Grundstücks und Hauses, das sich bis heute noch im Familienbesitz befindet.

Aus den zwei- bzw. dreimal wöchentlich erschienenen „Ahrensböker Nachrichten, Intelligenzblatt, Amts- und Gerichtsanzeiger für Ahrensbök, Schwartau und deren ländliche Umgebung“ sind als Titel bis zum Schluss die „Ahrensböker Nachrichten“ geblieben.

Im Jahre 1908 ging der Betrieb an Sohn Hans Hormann über, der im elterlichen Betrieb ausgebildet wurde und bereits mitarbeitete. Die Zeitung erschien in gewohnter Weise, bis Hans Hormann im Mai 1941 ihr Erscheinen einstellen musste. Der Verleger hatte auf Bitten von Pastor Nelle die Namen der Konfirmanden, die ihre Goldene Konfirmation feiern konnten, in seinem Blatt veröffentlicht. Diese Tatsache wurde von dem Reichspropagandaamt Kiel wegen der Papierknappheit missbilligt. Das Verlagsrecht der „Ahrensböker Nachrichten“ ging auf den „Lübecker Generalanzeiger“ über.

Hans Hormann hielt sich mit der Anfertigung von Drucksachen und Anzeigenvermittlung über Wasser. Zum Bestreiten seines Lebensunterhaltes wurden ihm 100 Reichsmark monatlich und 50 Reichsmark für seinen Sohn Theodor, der als Soldat zum Kriegsdienst eingezogen war, zugestanden. Im Januar 1946 erlaubte die Militärregierung die Weiterführung der Zeitungsbetriebe, was aber bis zur Währungsreform (Sommer 1948) in Ahrensbök wegen Papiermangel nur schwer zu realisieren war und der Betriebsinhaber inzwischen im 72. Lebensjahr stand.

Theo Hormann an seinem Arbeitsplatz

Sohn Theo kam heil aus dem Krieg zurück, und ab 1948 konnte man dann in unregelmäßigen Abständen – z. B. zum Sommer-Winter-Schlussverkauf, zu Ostern, Weihnachten und zum Heimatfest – einen „Ahrensböker Geschäftsanzeiger“ herausgeben für ca. 2500 Haushalte. Die Bevölkerung hatte sich nach Kriegsende durch Aufnahme der Flüchtlinge nahezu verdoppelt. Am 1. Januar 1949 übertrug Hans Hormann Geschäft und Grundstück seinem Sohn Theo. Da dieser der Berufsrichtung von Vater und Großvater gefolgt war, Schriftsetzer und Drucker gelernt hatte und sich somit „Schweizer Degen“ nennen konnte, stand der Selbständigkeit, ausgerüstet mit Meisterbrief und Schriftleiterprüfung, nichts im Wege.

Lisa Hormann mit Block und Stift als aufmerksame Zuhörerin wie man sie von vielen Veranstaltungen kannte

Vom 30. November an gab es dann auch wieder die zweimal wöchentliche erscheinenden „Ahrensböker Nachrichten“, eine Heimatzeitung, von der viele Exemplare in die ganze Welt gingen und mit den „Butenahrensbökern“ Verbindung hielt. Die redaktionelle Berichterstattung nahm Lisa Hormann wahr, und das auch nach Einstellung des Zeitungsbetriebs nach 28 Jahren.

Die Einstellung der Ahrensböker Zeitung erfolgte zum 1. Januar 1984 wegen technischer Schwierigkeiten und aus Altersgründen des Betriebsinhabers. Lisa Hormann war in der Folge noch zweieinhalb Jahre für die „Lübecker Nachrichten“ und zirka 10 Jahre für den „Ostholsteinischer Anzeiger“ in der Lokalberichterstattung tätig. Theo Hormann verstarb 1992 im achtzigsten Lebensjahr. Bis drei Monate vor seinem Tod stand er noch täglich in der Setzgasse und fertigte Drucksachen im Handsatz.                                                                                                              L.H. (Lisa Hormann geb. Jebe, 1929-2024)

Ein Tag auf dem Lande

 

Ein Tag auf dem Lande

kommt man als Stadtkind auf das Land, so findet man dort allerhand. Was man im Leben nicht vergisst, weil es so schön gewesen ist. Da kannst Du schon am frühen Morgen die Hühner, Enten, Gäns versorgen, die allerorten hamstern gehen, an ihrem Kropf kannst du es seh`n. Vom nahen Stall klingt sehnsuchtsvoll, das Kuhgebrüll in Dur und Moll. Sie woll`n gemächlich käuend grasen auf einer Koppel grünem Rasen. Allwo sie bis zum Abend bleiben und sich viel Grünzeug einverleiben. Kommt dann die zweite Melke Zeit, steh`n sie fast alle schon bereit in ihrem Heck, das Euter schwer und geben fette Milch uns her.

Die Kunst des Melkens, dacht` ich mir, die kann ich auch, wenn ich`s probier. Bin hochbeglückt, als unversäumt, der Milchstrahl in den Eimer schäumt. Nun setzt bei heißem Sonnenschein, die läst`ge Fliegenplage ein. Die Kuh, sich ihre zu erwehren, hält ihren Schwanz sehr hoch in Ehren. Sie haut damit ganz unverfroren, dir links and rechts eins um die Ohren. Den Schwanz hat, der der Arbeit hemmt, die Stirn fest an den Bauch geklemmt. Doch Kopftuch, Sonne, Kuh sind heiß und ich gerate schnell in Schweiß. Das Tier so seiner Wehr beraubt, ist schlauer als ich es geglaubt.

Es hebt graziös das Hinterbein, schlägt flink auf Fliege und Eimer ein. Die Milch hat, eh‘ ich aufgeguckt, der trockne Boden schon verschluckt. Und meine Kuh läuft kreuz und quer, ich mit dem Eimer hinterher.

Das liebe Vieh lebt meist vom Fressen und ruh`n, das edle Pferd indessen, es läuft und trabt am allermeisten und muss die schwerste Arbeit leisten. Bald hilft`s im Hofe, bald im Feld, als Freund dem Bauer zugesellt. Ist dann im Dorf mal nichts zu haben, muss es mit ihm in`s Städtchen traben. Ein Hof hat nur den halben Wert, ohn`unser fleiss`ges, flinkes Pferd.

Das Tier, dem ich mich jetzt zuwende ist faul und längst nicht so behände. Das Schwein, es liegt in seinem Duft und muss doch auch mal an die Luft. Als Schweinehirtin zog ich aus und trieb die ganze Bande raus. Für die die höchste Wonne ist zu wälzen sich im größten Mist, zu baden in dem dicksten Brei, das nennt man zünftig Schweinerei. Im Stall verblieben nur die Frauen, die Mütter und die trächt`gen Sauen. Doch mit dem Eber Julius, da hatte beinah‘ ich Verdruss. Ich holte mir das Riesentier aus seinem eig`nem Stall herfür. Doch Liebeslaut vom Stall herdrangen, das trieb zurück ihn voll Verlangen. Ich nahm ein Stöckchen, rührte es fein, für ihn mocht`s wohl ein Kitzeln sein. Er wurde bös, hätt` mich zerfetzt, käme nicht der Nachbar angehetzt, nachdem er sich die Peitsche holte und ihm das Fell versohlte.

Wer einmal Lust und Liebe hat für`s Land, bekommt es auch nicht satt. Und wer die Tiere will versteh`n weiss liebevoll mit umzugeh`n.

Nun hat das Haus und auch der Garten, mit allerhand noch aufzuwarten. Kartoffeln schälen, Kuchen backen, Gemüse putzen, Kräuter hacken, beim Jäten und beim Beeren pflücken, sich nicht vor jedem bücken drücken. Die Wege säubern und die Ecken, den Rasen schneiden und die Hecken, so viel, so viel gibt es zu tun, die Hände dürfen niemals ruh’n. Doch ich mach Schluss. Das Lied ist aus, sonst wird ein ganzes Buch daraus.

Meiner lieben ……. in dankbarer Erinnerung und herzlicher Freundschaft.

Hildegard Ulbrich

Berlin, den 28. März 1946

                                                Elisabeth Marowski

70 Jahre Siedlung Dunkelsdorf

70 Jahre Siedlung Dunkelsdorf

Die Ostholsteinische Landsiedlung in Eutin hat im Jahre 1953 das 227 ha große Gut Dunkelsdorf von der ehemaligen Besitzerin Frau Schulz erworben. Sie war eine Nachfahrin des jüdischen Kaufmannes Rudolf Brach in Hamburg und welche zuletzt in Lima/Peru wohnhaft war. Es wurde in 12 Neubauernstellen aufgeteilt und überwiegend an Heimatvertriebene Bauern aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vergeben. Dies wurde mit zinsverbilligten Darlehen gefördert und so sollten die Kriegsflüchtlinge wieder eingegliedert werden. Sie hatten in ihrer alten Heimat ihre Höfe verloren und begannen hier, sich eine neue Existenz und Heimat zu schaffen. Obwohl die meisten der Siedler schon ein Alter von 50 Jahren überschritten hatten, fassten sie den Mut, nochmals neu zu beginnen; heute würde man in dem Alter ans Aufhören denken.

10 neue Hofstellen wurden an dem Privatweg und entlang der Ahrensbök – Lübecker Landstraße erstellt. Aus den Gutsgebäuden entstanden die beiden Resthöfe, so aus dem ehemaligen Pferdestall das Wohn – und Wirtschaftsgebäude des Bauern Ahrens. Die Landarbeiterhäuser wurden in Nebenerwerbsstellen umgewandelt und an die ehemaligen Landarbeiter abgegeben. Es wurden auch einige Landkorrekturen mit Grenznachbarn durchgeführt und die schon früher verpachtete Fläche der Bergkoppel vom Neuhof an die Kirchengemeinde Ahrensbök verkauft. Das Herrenhaus mit dem Park kaufte Frau Hellmy Plasswich und errichtete einen Hotelbetrieb. Das „Herrenhaus zur Rose“ wurde weit über die Landesgrenzen bekannt.

Im Jan./ Feb. 1955 wurden die Höfe bezogen, außer der von Ahrens. Diese kamen erst im Herbst nach der Abwicklung durch die Verwalter der Landgesellschaft. So können die Siedler in diesem Jahr das 70-jährige Bestehen der Siedlung Dunkelsdorf begehen. Einige Zeitzeugen können noch über den Neubeginn berichten.

Die Gebäude sind als kombinierte Wohn – und Wirtschaftsgebäude erstellt und für 8 Kühe, 2 Pferde und einige Schweine ausgelegt. Für die um die etwa 6 Personen großen Familien standen 2 Zimmer zur Verfügung, die Wände waren gekalkt und mit einem farbig aufgerollten Muster versehen. Es gab eine Toilette mit Zinkeimer im Haus. Durch die eigens für die Siedlung geschaffene Wasserversorgungsanlage im dem 70m tiefen Brunnen im Park beim Herrenhaus gab es fließendes Wasser und jeder hatte eine Zapfstelle im Haus und im Stall. Später schloss sich das ganze Dorf mit an. Die Anlage liefert bis heute noch vorzügliches Trinkwasser. Fast alle Siedler bauten sich bald weitere Zimmer im Obergeschoss aus.

Die Siedlungshöfe von Arno bzw. Eitel Rapelius, Otto Czyttrich, Richard Marowski, Theodor Zemke, Hans Zuther, Walter Struck und Albert Manthey hatten eine Größe von ca. 17 -18 ha. Die Höfe von Karl Ziel, Heinrich Jungenkrüger und Wilhelm Kibbel waren etwa 9 ha groß, die beiden Resthöfe von Gustav Ahrens (sen.) 33ha und Fritz Böttcher, der ihn 1960 an Walter Hamann abgab, ca.38 ha groß.

Der Anfang war recht schwierig. Es gab keine befestigte Hofzufahrten. Sie waren bei Regenwetter grundlos, und um die Gebäude herum lagen große Lehmberge vom Keller, den Fundamenten und der Jauchegrube. Als Feuerschutz musste eine dicke Lehmschicht auf die Heubodendecke gebracht werden und der Rest kam in die Gräben der Wiesen und Weiden. Von der Ahrensböker Ziegelei holte man sich Ziegelbruch zur Hofbefestigung. Es fehlten fast alle Gerätschaften, von der Forke und Schubkarre bis zum Eimer und der Milchkanne. Die Händler und Vertreter sahen ihre Chance und gaben sich die Klinke in die Hand. Es gab keinen schützenden Baum oder Strauch auf dem Hofplatz, und so gab es auch bald die ersten Sturmschäden an den Gebäuden.

Vom Gutshof, der sich in der Auflösung befand, konnte man sich Milch für die Familie holen und in der Schule hat sich die Zahl der Schüler fast verdoppelt. Im Vorjahr hatte die Siedlungsgesellschaft für die Neusiedler in der Parknähe schon Diemen mit Heu und Stroh angelegt und einen Teil der Ackerfläche mit Winterroggen bestellt. Die nasse Herbsteinsaat war jedoch sehr ungünstig und die mit der aufwachsenden Kamille sorgte sogleich für einen schlechten Ertrag.

Vom Gutshof wurden auch Kühe (jeweils 4 im Pack), Pferde und Gerätschaften zum Kauf angeboten. Fast alle Siedler begannen mit Arbeitspferden an zu wirtschaften und beschafften sich entsprechende Maschinen, oft in Gemeinschaft, und Vieh um sich einen Viehbestand auf zu bauen. Doch um ein gutes Nachbarschaftliches Verhältnis nicht zu belasten war die Maschinengemeinschaft nicht immer von Vorteil da doch jeder zur gleichen Zeit das Gerät brauchte.

Die Ställe wurden erweitert und Schuppen und Scheunen gebaut. Als eine der wichtigsten Maschinen zu Arbeitserleichterung wurde eine Melkanlage angeschafft. Die Milch in Kannen wurde von dem Fuhrunternehmer Finnern aus Tankenrade von dem am Wege stehenden Milchbock zur Hansa – Meierei nach Lübeck gebracht.

Die Fruchtfolge auf dem Acker bestand aus:

Winterweizen

Wintergerste mit anschließender Stallmistgabe

Rüben

Winterweizen

Hafer, manchmal auch Mengkorn, mit Kleegras Einsaat

Klee – Gras (Rotklee) zur Heugewinnung

Jeder Siedler hatte die Verpflichtung, einen ha Zuckerrüben anzubauen, diese wurden zur Zuckerfabrik nach Schleswig geliefert. Der Kartoffelanbau wurde bald aufgegeben, weil die Ernte auf dem lehmigen Boden oft recht schwierig war. Das Getreide wurde mit dem Selbstbinder gemäht, in Hocken aufgestellt und dann im Diemen oder in der Scheune eingelagert. Im Spätherbst oder Winter wurde durch den Lohnunternehmer Schwarz aus Ahrensbök gedroschen und das Korn auf den Hausboden getragen und zum Schroten eingelagert oder von den Firmen LHG, Kahlke u. Melcher oder der Spar- und Darlehnskasse abgeholt. Eine große Erleichterung war es als die Dreschmaschine mit einem Körnergebläse und einer Sackhebeanlage ausgestattet war.

Der Sickstoffdünger wurde erst noch mit der Hand gestreut und der Stallmist mit der Forke, die Rüben verhackt und verzogen. Einige haben das Rübenhacken auch an Frauen im Dorf vergeben. Das Heu wurde zum Trocknen auf Reuter gesetzt und das Getreide zum Bindermähen angemäht und von Hand in Garben gebunden. Alles wurde mit Pferd und Wagen gefahren und es gab Arbeit ohne Ende.

Mit der Mechanisierung in der 60er- Jahren kamen die Schlepper auf die Höfe und lösten die Arbeitspferde ab. Dadurch wich auch der Hafer vom Acker. Die Arbeitsleistung stieg gewaltig, ging schneller und leichter und der Fremdarbeitskräfte Bedarf sank. Um 1963 kamen die Mähdrescher und erledigten die Getreideernte in einem Arbeitsgang. Es gab bald 6 Mähdrescher im Dorf. Die Viehbestände wurden stark aufgestockt.

Durch den Ausbau der Landstraße Ahrensbök – Lübeck im Jahre 1956/57 entstanden Verzögerungen bei den Vermessungsarbeiten und so konnten die Siedler erst 1969 Eigentümer werden.  Man sagte : „Armer Siedler hier auf Erden – im Himmel wirst du Bauer werden“.

Mit der Zeit versuchte man sich mehr auf Milchviehhaltung und Schweinezucht und Mast zu spezialisieren und wenn möglich den Betrieb durch Landzupacht zu erweitern. Die Hofnachfolger waren aber nicht mehr bereit bei steigenden Arbeits – und Kostendruck die Höfe weiter zu bewirtschaften. Sie wanderten in andere Berufe ab und verpachteten oder verkauften ihre Flächen oder Gebäude. Und so wechselten auch einige Besitzer. „Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen!“.

Fast alle Flächen der Siedler werden zur Zeit von Ortsfremden bewirtschaftet.

Trotzdem kann man sagen, – Alle Siedler sind gut zurechtgekommen.

Erich Marowski, den 29.01.2025

 

 

 

 

Hufner, Kätner, Altenteiler, Erbpächter, Parzellisten u. a. unterschiedliche Bezeichnungen im Bauernstand

Hufner, Kätner, Altenteiler, Erbpächter, Parzellisten u. a.unterschiedliche Bezeichnungen im Bauernstand

Darstellung bäuerlicher Arbeit 1473

Der Bauernstand (auch die Bauernschaft, das Bauerntum) besteht aus Eigentümern oder Pächtern, die als Hauptberuf selbständig einen landwirtschaftlichen Familienbetrieb betreiben. Seine Aufgabe ist die Gewinnung von Lebensmitteln, Nahrungsmitteln, Naturmaterialien, Energierohstoffen, also der Gesamtheit der Landwirtschaft, und teils der Forstwirtschaft. Als Folge der landwirtschaftlichen Nutzung bildete sich durch die Arbeit des Bauern die Kulturlandschaft unseres ländlichen Raumes aus, die heute zunehmend auch durch Industrie und Gewerbe geprägt wird. Die Bauern waren jahrhundertelang der niedrigste Stand in unserer Gesellschaft. In der heutigen Zeit sind viele von ihnen Unternehmer, die ihr Einkommen zusätzlich durch ergänzende Aufgaben wie Eigenvermarktung oder Tourismus beziehen.

Im geschichtlichen Kontext unterscheidet sich unfreies und freies Bauerntum. Freie Bauern bewirtschafteten ihr eigenes Grundeigentum, Zinsbauern waren persönlich frei, hatten aber Abgaben an den Grundherrn zu entrichten, Hörige mussten Frondienste und Abgaben leisten, Leibeigene waren persönliches Eigentum des Grundherrn.

Für die Bauern in den Vikariendörfern, die dem Domkapitel zu Lübeck unterstanden, hatte sich gegenüber dem Mittelalter mit der Säkularisierung 1803 nicht viel geändert, doch standen sie sozial und wirtschaftlich besser da als ihre Nachbarn im gutswirtschaftlichen System in Dunkelsdorf (und im nördlichen Ostholstein). Sie waren persönlich frei (PRANGE 1973). Es galt der Spruch: „Unter dem Krummstab lebt es sich besser“. Mit der Angabe des „Zehnten“, der der Kirche zunächst noch in Naturalien abgegeben wurde, konnte man gut auskommen.

Auf welche Weise Ritter und Fürsten große Grundbesitzer werden konnten, dafür bietet Plöner Herzog Hans/Johann der Jüngere ein anschauliches Beispiel. Schon mit dem dänischen König Friedrich I. erhielten die Grundherren 1524 die Gerichtsbarkeit bei Hals und Hand, also die hohe und niedere Gerichtsbarkeit, über ihre Untertanen. So gelangten die Ahrensböker Untertanen für mehr als 200 Jahre in die Leibeigenschaft, wenn sie sich nicht wie die Dangmersdorfer Hufner entschieden, ihr Dorf zu verlassen und in den Einflussbereich des Domkapitels zu ziehen (JARCHOV 1979a S.43). Unter Herzog Friedrich Carl wurden umfassende Agrarreformen in Gang gesetzt, um mit einer leistungsfähigeren Landwirtschaft das wirtschaftlich ruinierte Herzogtum Plön zu einem Aufschwung führen zu können. So überraschte es, als die Bewohner des ganzen Dorfes Barkau schon 1735 aus der Leibeigenschaft entlassen und Erbpächter wurden. Diese Initiative setzte sich auch in anderen Dörfern des Ahrensböker Gebietes durch, indem man nach und nach die Domänen verkaufte: 1746 Dakendorf, 1767 Hohenhorst, 1771 Neuhof und 1776 Ahrensbök (JARCHOV 1979a S.48).

Nach sächsischem Recht war Grundbesitz unteilbar und wurde auf einen Sohn vererbt. Seit 1867 gehört das Amt Ahrensbök zum Großherzogtum Oldenburg, in dem das Recht galt, das den jüngsten Sohn zum Hoferben machte.

Bäuerliches Paar in der Erntezeit (mittelalterliche Darstellung)

Die Bauernkolonisation des 12. Jahrhunderts brachte Siedler aus Westfalen, Friesland, Hessen, Holland und anderen Regionen ins Land. Aber auch holsteinische Bauernsöhne kamen in die neu gegründeten Dörfer. Zu jedem Bauernhof gehörte eine Hufe, die ein Hufner (Vollhufner) bewirtschaftete. Ihm gehörte nur Haus und Hofwehr (Land um das Haus hieß „Kohlhof“). Alles andere, „Land und Sand“ genannt, gehörte dem Grundherrn (Herzog, Adel oder Kirche). Das Roden des Waldes, um Ackerfläche zu gewinnen, war Aufgabe der Dorfgemeinschaft gewesen. Die Ackerflächen wurden durch hohe geflochtene Zäune vor dem Wild und dem Weidevieh geschützt. Die hauptsächlich der Steuerberechnung dienende Wirtschaftseinheit war die Hufe, von der ein Bauer mehrere oder auch nur ein Bruch­teil besitzen konnte. Die Hufe bedeutete das Recht zur Bebauung eines bestimmten Bruchteils der Dorfflur, nämlich so viel mit einem Pferd bewältigt werden konnte und so viel für die Ernährung einer Familie nötig war. Das Maß wechselte nach der Güte des Bodens und anderen Gesichtspunkten. Die Hufe hatte ursprünglich eine Größe von 30 Morgen (zwischen 6 und 18 ha je nach Region). Im 19. Jahrhundert besaß ein Vollhufner durchschnittlich von 40 bis 50 ha.

Der Lokator eines Dorfes übertrug die untere Rechtsprechung und meist auch das Schankrecht einem Bauern im Dorf, dem Bauervogt. Er galt als dörfliche Respektsperson. Der Name Vogt leitet sich aus dem Lateinischen ‚advocatus‘ ab, wört­lich „der Herbeigerufene“. So steht die Bezeichnung Advokat bzw. Vogt für eine Person mit der Befugnis, andere zu schützen und zu vertreten. Er vermittelte zwischen dem Grundherrn bzw. fürst(bischöf)lichen Ämtern und deren Untertanen. Er versah Aufsichtsfunktionen im Dorf und in der Feldmark. Er hatte ge­lobt, den Nutzen des Landesherrn zu mehren und Schaden von ihm abzuwehren. Verbrechen hatte er der Herrschaft zu melden. Zu seinen Aufgaben gehörte es auch, neue Verordnungen bekannt zu machen. Letzteres geschah gewiss größtenteils in der „Bursprake“, der Bauernversammlung. Für das Amt des Bauervogts wurden immer wieder bestimmte Privi­legien erteilt. Der Vogt hatte keinen Hofdienst auf fürst(bischöf)lichen Domänen zu leisten und war von Truppen­einquartierungen befreit. Im Kern war der Inhalt der Amtsverlei­hung 1853 noch derselbe wie 1610. Ein Bauervogt wurde zwar nicht von den Dorfbewohnern gewählt, war aber Hufner (Landwirt) im Dorfe, dessen Hufenstelle mit dem Amt des Bauervogtes gekoppelt war. Das Amt vererbte sich also mit dem dazugehörigen Bauernhof.

In den neu gegründeten Dörfern bestanden neben den Hufen auch Katenstellen, die von Kätnern (Eigenkätner) bewirtschaftet wurden, aber nur wenig oder gar kein Land hatten und deshalb meist zusätzlich oder nur ein Handwerk ausübten. In älterer Zeit kommt es vor, dass Kätner auch als Büdner bezeichnet werden. Je nach Landbesitz wurden sie auch als Halbhufner, Viertelhufner, Dreiviertelhufner, Achtelhufner, Zwölftelhufner usw. bezeichnet.

Im Falle der Weitergabe des Besitzes wurden die Vorgenannten zu Altenteilern, Altenteilskätnern oder Althufnern. Häufig kam es vor, dass der erbberechtigte Sohn noch nicht die Volljährigkeit (mit 26 Jahren) beim Tod seines Vaters erreicht hatte oder die erbberechtigte Tochter noch nicht verheiratet war. Dann wurde ein Interimshufner (Pächter oder Verwandter) eingesetzt. Es konnte aber auch ein Setzwirt in diesem Fall zum Zuge kommen, indem er die Witwe des verstorbenen Hufners heiratete und die Hufe bis zur Einsetzung des Hoferbens wirtschaftlich führte und erhielt. Nach längerer Setzwirtzeit erhielt er oft ein Altenteil auf der Hufe. Es kam aber auch vor, dass der Setzwirt nach der Witwenheirat Besitzer der Hufe wurde.

Hufner, die ihren Hof nicht selbst bewirtschafteten, wurden teils auch als Hufenbesitzer oder Eigentümer bezeichnet. Sie überließen die betriebliche Führung ihres Hofes einem Verwalter, Häuermann oder Häurer, Wirtschafter oder einem Pächter (Hufenpächter).

Ablieferung des Zehnten an den Grundherrn (aus dem Sachsenspiegel)

Sowohl für Hufner, als auch für Kätner, gibt es in Abgabeverzeichnissen, Volkszählungen und Kirchenbüchern auch die allgemeinere Bezeichnung Hauswirt, sodass in diesem Fall nicht klar ist, ob ein Hufner oder ein Kätner gemeint ist.

In den ehemaligen Vorwerken Ahrensbök, Hohenhorst und Neuhof wurde das Land an Erbpächter oder Parzellisten vergeben. Erbpächter vererbten ihre Stelle an einen Sohn oder veräußerten mit Zustimmung des Grundeigentümers die Stelle. Das BGB sah ab 1900 die Erbpacht nicht mehr vor, aber in Schleswig-Holstein galt sie als Landesrecht weiter bis 1947. Parzellierungen wurden bei der Auflösung von Gutsbetrieben (siehe Dunkelsdorf) oder Vorwerken (siehe Hohenhorst und Neuhof) vorgenommen. Pächter auf Lebenszeit nannte man Lanste (Landsasse), bekannt ist z. B. der Pfarrlanste Lübbert in Wulfsdorf (1786-1848).

Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert vollzog sich in der ländlichen Sozialstruktur eine dynamische Entwicklung, durch die sich die Anteile der bäuerlichen Besitzgrößen nicht nur objektiv verschoben haben, sondern auch subjektiv die Grenzen, bei denen ein Dorfbewohner der einen oder anderen Kategorie zugerechnet wurde. Daraus resultieren Unterschiede in der ländlichen Sozialstruktur, was sich auf die Heiratsgepflogenheiten und die soziale Mobilität auswirkte. Weithin blieb es aber dabei, dass Hufner und Kätner unter ihresgleichen heirateten und ihre Ehefrauen aus dem östlichen Holstein stammten.

Die Hufnergesellschaft bildete in den Landgemeinden des Großherzogtums Oldenburg zusammen mit den Eigenkätnern bis 1933 den Gemeinderat. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die Begriffe Landmann oder Bauer auf, die aber nichts darüber aussagten, ob derjenige auch der Stellenbesitzer war. Häufig wurden zunächst die Söhne eine Stellenbesitzers Landmann genannt, so sie denn auf dem Hof mitwirtschafteten. Durch die Bildung der Großgemeinden 1933 wurde der Begriff Hufner offiziell nicht mehr verwendet, denn das Reichserbhofgesetz schrieb vor, dass nur der Eigentümer eines Erbhofes (nicht größer als 51 ha) Bauer heißt und der Eigentümer oder Besitzer eines anderen landwirtschaftlich genutzten Grundeigentums Landwirt heißt.

Außerhalb der bisher genannten Bauernständler wären hier noch die wenigen Gutsbesitzer unseres Gebietes in Dunkelsdorf und Siblin zu nennen, die ebenfalls in den Listen der Dörfer aufgeführt sind. Ebenfalls aufgeführt sind die Mühlenbesitzer oder -pächter.

Anfang des 20. Jahrhunderts kam als neue Besitzform die Genossenschaft auf. In manchen Dörfern schlossen sich einige Bauern zusammen, um auf einer Stelle gemeinsam eine Meierei zu betreiben. Zur gleichen Zeit kam es immer häufiger vor, dass neue Besitzer der Stellen keine Landwirtschaft mehr betrieben oder in der Inflationszeit 1914-23 Stellen als Immobilie erwarben, um ihr Geld in Sicherheit zu bringen.

Für die Zeit vor 1740 sind die Recherchemöglichkeiten zu den Familien des Ahrensböker Raumes nur unzureichend gegeben. Die Kirchenbücher des Kirchspiels Curau fehlen hierzu völlig, die anderen Kirchenbücher der Kirchspiele Ahrensbök, Gleschendorf und Sarau halten zum Teil nur knappe Informationen bereit.

Der Autor Rainer Wagner arbeitet derzeit an einem historischen Bauernverzeichnis mit Besitzfolgen für alle Ahrensböker Dörfer: „Die historischen Bauernschaften in Ahrensbök und seinen 19 Dörfern. Gutsbesitzer, Hufner, Kätner, Stellenbesitzer, Pächter und Setzwirte.“

Ahrensböker Museumskalender 2025

Ahrensböker Museumskalender 2025

Aufgrund der großen Resonanz an den Luftaufnahmen im Jahre 2020, starten wir in unserer 10. Ausgabe des diesjährigen Museumskalenders zu einem neuen Rundflug 2.0 über Ahrensbök.

1956 startete eine Fieseler Fi 156 auch als „Fieseler Storch“ bekannt, zu einem Rundflug über Ahrensbök. Dabei wurden aus dem Flugzeug mit seinen Langsamflugeigenschaften aus niedriger Höher gestochen scharfe Bilder gemacht. Aus einer größeren Anzahl von Aufnahmen wurden hieraus wieder 12 schwarzweiß Aufnahmen plus Titelblatt für den Kalender ausgesucht.

Der Kalender ist im Heimatmuseum, bei LOTTO AND MORE und  im Getränkemarkt Ahrensbök von Thomas  Goldt ab 09. November für 12 € druckfrisch erhältlich. Auch über die Internetadresse des Heimatmuseums info@heimatmuseum-ahrensboek.de kann der Kalender zum Preis von 12 € zuzüglich 2,00€ Versand bestellt werden.

 

Postredder in Ahrensbök

Postredder oder “Bi de Krückeeck  dor achter de Luus“

Wer sieht der heutigen neuen Straße mit den modernen Wohnhäusern, der Dörfergemeinschaftsschule, dem Schülerstopp, der asphaltierten Straße mit breitem Fußweg und der modernen Beleuchtung noch seine alte Geschichte und den früheren Zustand an?

Aufschreiben will ich, wie es einmal aussah, bevor all diese Neuerungen das Gesicht dieses Redders veränderten. Sicher haben im Mittelalter noch die Kartäusermönche des Klosters diesen Weg beschritten, später die Herzöge von Holstein als Erben des Klostergrundeigentums von Ahrensbök nach Lübeck oder Segeberg. Den Namen Postredder als Verlängerung der Poststraße erhielt dieser Weg durch die Alte Post an der rechten Seite kurz vor dem Rathaus. Über Hohenhorst, Gnissau, Travenort, Schlagberg führte der Weg der Post, der Rückweg auf der Südseite des Warder-Sees über Rohlsdorf, Heckkaten, Lebatz. Diese Umwege waren erforderlich, weil die heutige um 1840 gebaute Straße durch den Wardersee noch nicht existierte. Die Pferdepost nach Segeberg fuhr noch bis zum Jahre 1910.

Der Postredder war einst ein einspuriger Sandweg mit tiefen Wagenspuren, Wasserpfützen bei Regen und Staub bei trocknem Wetter, ein schmaler Fußsteig für die Minderbemittelten und Handwerksburschen, die kein Fuhrwerk hatten und sich die Postkutschen nicht leisten konnten. Um die Reise nach Lübeck oder Segeberg in einem Tag zu bewältigen, stand man schon um 3 Uhr auf und ging der Sonne entgegen. Von Fichten, Buchen usw. umgeben, im Windschutz hoher Knicks wanderte man zu damaliger Zeit in 4 Stunden nach Lübeck oder Segeberg. Jedenfalls war die Luft rein, das Wasser klar und der Herzinfarkt eine unbekannte Erkrankung. Lindenstraße, Gartenweg und Klosterstraße gab es damals noch nicht. Ein Kirchsteig- Sandsteig- führte von der Allee in Ahrensbök über eine Brücke hinter dem Apothekergarten an der Krückeiche vorbei, Postredder und dem heute noch vorhandenen Fußsteig zur Segeberger Chaussee.

Die Inschrift KRÜCKEICHE ist leider über die Jahre stark verwittert und nur noch schlecht lesbar.
Die heutige Eiche wurde vor Jahren neu gepflanzt. Die erste Eiche musste wegen Pilzbefall gefällt werden.

Wer weiß heute noch, was der Name Krück auf einem Findling unter der Eiche zu bedeuten hat? Weshalb man zum Gedenken eines Mannes namens Krück eine amerikanische und keine deutsche Eiche gepflanzt hat, das weiß heute keiner mehr. Förster Krück war Revierförster in Hohenhorst. Das Haus. in dem er wohnte steht heute noch als schönes reetgedecktes Haus an der Redderkoppel. Er war ein humorvoller Förster, der viele Jagdgeschichten erzählen konnte. Wieviel davon Dichtung und Wahrheit war, wusste man nicht. Jedenfalls hatte Förster Krück ein gutes Herz und verhalf vielen armen Leuten in seinem langen Leben zu dem so nötigen Brennholz. So hat er es wohl verdient, dass man ihn auf diese schöne Art ehrte. Einige humorvolle Redensarten von Krück: Wenn jemand seiner Kunden über die schwere Arbeit des Stubbenrodens klagte, so sagte er „De ist doch blots op een End fast“ Ein Zimmermann hatte in seinem Haus einen Balken zu kurz abgesägt. Der Förster meinte “ob een End pass he“. Berühmt war sein Jägerlatein. Förster Krück schoss einen Fasan, der beim Abschuss einen Hasen erschlug, so dass er mit einem Schuss zwei Tiere erlegt hatte. Sein Sohn, von Beruf Beamter in Eutin, war ein ebenso leidenschaftlicher Jäger, und den Humor hatte “Onkel Revier“ wie man ihn nannte vom Vater geerbt. Er sagte dann auch zur Fasanengeschichte seines Vaters:“Jo Vadder, dat es wohl all lang her, as du dissen Meisterschuss dohn hess. Domals sünd seker de Hasen noch riecklich wess as hütodogs“. In fröhlicher Runde beim Schüsseltreiben war es sehr verpönt zu sagen „he lüggt“ Eine Enkelin von Krück lebt noch heute in Ahrensbök. Eine kurze Strecke in Richtung “Grüner Redder“ heute ebenfalls modern ausgebaut, stand eine Landarbeiterkate „De Luus“.

„De Luus“ Gemälde von Kurt Brandt

Im Gemeinderat wollte man auch die Verlängerung dieser Straße “De Luus“ nennen. Helle Empörung der Anlieger war die Folge, keiner wollte in „De Luus“ wohnen. So verschwand der Name. Hoffentlich gibt es noch ein Bild von der alten Kate, denn es würde sicher von den späteren Generationen gern betrachtet werden. Das ist auch der Zweck meines Schreibens, damit nicht in Vergessenheit gerät, was einmal war. Jedenfalls ist der Name Postredder erhalten und lässt die Krückeiche stehen. Es wäre doch gut, wenn man wüsste, wovon die Rede ist, wenn jemand sagt: “Bi de Krückeeck oder dor achter de Luus“, jedenfalls in Ahrensbök.

Aufgezeichnet von Wilhelm Wulf †                                                                            von 1935-1940 Bürgermeister der Gemeinde Ahrensbök und Heimatforscher

 

 

Ahrensböker Museumskalender 2024

Ahrensböker Museumskalender 2024

In diesem Jahr widmet sich der Kalender den Dorfschaften in der Gemeinde Ahrensbök. Der Bildkalender im Format DIN A 4 umfasst zwölf Monatsblätter sowie ein Titelblatt. Die Fotos sind in schwarz-weiß oder in Farbe. Der Kalender ist wieder in den bekannten Verkaufsstellen bei Lotto & More, im Getränkemarkt Ahrensbök von Thomas  Goldt und in der Gemeindebücherei für 12,00 € erhältlich, wobei in diesem Jahr 1€ als Spende an die „Ahrensböker Tafel“ geht. Auch über die Internetadresse des Heimatmuseums info@heimatmuseum-ahrensboek.de kann der Kalender wieder zum Preis von 12,00 € zuzüglich 2,00€ Versand bestellt werden.

Warum die berühmten Alsterschwäne ostpreußische Vorfahren haben

Warum die berühmten Hamburger Alsterschwäne ostpreußische Vorfahren haben?

Auf der Suche nach meinen ostpreußischen Vorfahren bin ich auf einen, auch für Andere, interessanten Artikel gestoßen: „Der Nordenburger See und die Alsterschwäne“. Es wurde mitgeteilt, dass die majestätischen weißen Schwäne, ein bekanntes Wahrzeichen Hamburgs, von ostpreußischen Tieren abstammen. Dem bekannten Schriftsteller und Naturforscher Walter von Sanden – Guja, der in Marienwalde Kreis Angerapp / Ostpreußen, früher Darkehmen, geborene Gutsbesitzer hat den Hamburgern Anfang des 20. Jahrhunderts Schwaneneier überlassen. Ihm ist es auch zu verdanken, dass der Nordenburger See im Jahre 1939 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Schlecht ist es den Hamburger Alsterschwänen während und in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ergangen. Viele von ihnen hatten heimlich in Kochtöpfe wandern müssen. Außerdem litten sie als halbzahme Schwäne an Inzucht und ihren Folgen. Eine Blutauffrischung erschien nötig, und so trat man an ihn heran, zwölf Eier von den gesunden und starken Nordenburger Schwänen nach Hamburg zu vermitteln. Man konnte die Fortnahme verantworten und mit Einverständnis der Naturschutzbehörde und des Grafen Albrecht zu Stollberg-Werningerode-Dönhofstädt, dem der größte Teil des Sees gehört, dem Hamburger Magistrat es zusagen. Dieser sandte seinen alten Schwanenwärter nach Guja. Am anderen Morgen sah er eine Flotte von über zweihundert Jungschwänen blendend weiß auf dem Wasser liegen. Die Brutschwäne hatten sich über den ganzen See verteilt, bis zum Heuwerder und zur engen Durchfahrt bei Wessolowen, wo meine Verwandten wohnten, und sah die Männchen vor ihren Nestern auf dem freien Wasser Wache halten.

Schwäne auf dem Nordenburger See ***

Das weite, gewaltige Panorama, in dem seine Lieblingstiere so zahlreich und in so vollkommener Freiheit lebten, machte bei ihm tiefen Eindruck. Er war früher zur See gefahren und hatte genug von der Welt gesehen. Aber bei diesem Anblick sagte er bewundernd: „Das ist herrlich! Das ist wirkliche Freiheit!“ Und dann löste ihm das strahlende, weite Frühlingslandschaftsbild die sonst etwas schwerfällige Zunge, und er erzählte von seinen Schützlingen in Hamburg auf der Alster und den Kanälen und immer wieder, wie sehr die Schwäne im Winter die Freiheit entbehrten und litten, wenn sie des Eises und der Nahrung wegen eingefangen, auf engen Raum zusammen gedrängt, viele Wochen verbringen mussten. Immer stürbe dann eine ganze Anzahl trotz der besten Pflege. „Freiheit ist ihnen alles“, sagte er. „Aber wir können es nicht anders machen. Sie verhungern und schlechte Menschen fangen sie fort, weil sie nicht fliegen können. Aber den Jungen werden die Flügel nicht mehr gestutzt, und wenn das Eis alles schließt, dann ziehen sie fort nach Westen. Das ist meine ganze Freude. Unsere alten Schwäne wiegen im Herbst bis über zwanzig Pfund, aber im Frühjahr sind sie viel leichter“. Wie staunte er als man ihn sagte, dass ein alter Schwan hier auf dem See fünfundvierzig Pfund und ein junger sechsundvierzig Pfund gehabt hätte. Am nächsten Morgen in aller Frühe sammelte mein Verwandter, der Nordenburger Fischermeister Rudolf Marowski, aus zwölf Nestern je ein Ei, und am gleichen Tage reiste der Schwanenwärter mit ihnen nach Hamburg. Der letzte Krieg hat auch die damals guten Erfolge dieser kleinen Geschichte zunichte gemacht und zunächst jede Möglichkeit genommen, neue Eier vom Nordenburger See für Hamburg zu holen. Aber Gottes Möglichkeiten kennen keine Grenzen, und die Zeit ist nur ein menschlicher Begriff. Der Fischermeister Rudolf Marowski, wohnte mit seiner Familie nach der Flucht in Stockelsdorf.

Schwaneninsel auf dem Flörkendorfer Mühlenteich, Aufnahme 1956.
Schwanenhaus um 1956

Auch in Ahrensbök gab es ein Schwanenhaus. Es war ein Rundbau mit Reeteindeckung und stand am Flörkendorfer Mühlenteich. In ihm wurden Gerätschaften für die Teichwirtschaft aufbewahrt.  Auch wurde Futter für Notzeiten im Winter für die Schwäne auf dem Teich vorgehalten. Hier war eine recht tiefe und lange Eisfreie Stelle und der alte Schwan „Hansi“, der auf der Schwaneninsel sein Nest hatte, hielt sich hier gerne auf. Im Winter wurde ein Eisloch auf dem Hausteich vor der Mühle für ihn freigehalten und Hansi wurde auch mit Futter versorgt. Er war sehr zutraulich. Hier zog sich Ferdinand Schiller, der Besitzer des Sees um, wenn er zum Baden zwischen den vielen Karpfen ging.

Nachdem der Pavillon später neu eingedeckt und aufgearbeitet wurde bekam die Schwester des Besitzers das ehemalige Schwanenhaus als Erinnerungsgeschenk an ihren Elterlichen Hof nach Barkau überbracht. Es wurden auch Schwäne von den englischen Besatzern in der Nachkriegszeit zum Verzehr abgeschossen.

Blick auf den Mühlenteich mit Schwaneninsel. Im Hintergrund das ehemalige „Kurhaus“.

Erich Marowski, Dunkelsdorf 01.09.2022

*** (Freigabe Bild vom Nordenburger See durch -bildarchiv ostpeußen-)

Ahrensböker Jubiläums-Museumskalender 2023

Essen, Trinken & Feiern in der Gemeinde Ahrensbök und Umgebung, so lautet das Thema des diesjährigen Museumskalenders, der im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums des Förderverein Heimatmuseum in der Großgemeinde Ahrensbök e.V. zum Preis von 10,00€ in der Gemeindebücherei, Lotto & More und im Getränkemarkt Ahrensbök von Thomas Goldt erhältlich ist. Der Bildkalender im Format DIN A 4 umfasst zwölf Monatsblätter sowie ein Titelblatt in Schwarz-Weiß. Auch über die Internetadresse des Heimatmuseums info@heimatmuseum-ahrensboek.de kann der Kalender zum Preis von 10,00 € zuzüglich 2,00€ Versand bestellt werden.