Der Meschütenkrug

Der Meschütenkrug

So wie heute Tankstellen, lagen früher Gastwirtschaften mit Durchfahrten und Ausspann an den Straßen. Zum „Ortsteil Bockhof“ bei Dunkelsdorf gehörte auch der „Meschütenkrug“, ein Zwiebackskrug. Hier konnten Fuhrleute und Reisende essen und übernachten.  Ein bekanntes Lokal dieser Zeit, von dem es sich lohnt  zu berichten.

Der Meschütenkrug war ein 1799 vom Gut Dunkelsdorf abgetrenntes Grundstück mit Wohnhaus und Katen, gelegen an dem Heer- und Frachtweg von Ahrensbök nach Lübeck,  gekauft von Detlef Jacob Möller (u. Ehefrau  Maria Elisabeth  Möller geb. Bleeck) mit der Freiheit zu Mälzen, Brauen und zu Brennen. Dazu gehörten auch das Recht die Krugwirtschaft, die Hökerei und die Bäckerei zu betreiben und  auszuüben sowie eine kleine Landwirtschaft mit 3 Tonnen Land. Außerdem besaß er eine angekaufte Moorparzelle im Amt Ahrensbök.

Wie viele der einsam gelegenen Katen, hatte das alte Haus,  auch einen eigenen Namen – der Meschütenkrug. Wer von Ahrensbök nach Lübeck oder zurück reiste und in diesem Krug einkehrte, um sich zu stärken, erhielt zugleich eine Art „Semmel“ dazu zum Essen. Und dieser hieß Meschüt. Daher der Name. Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert steht noch. Marie Hunnertmark war dort seinerzeit Wirtin. Sie stammte aus Ahrensbök. Geheiratet hatte sie nicht, weil kein Bewerber reich oder schön genug war. Ihr Vater war Kuchenbäcker in Ahrensbök. Sie war durch ihr Angebot „Zwieback und Milch für einen Groschen“ weit und breit bekannt und geschätzt. So scheibt es jedenfalls Wilhelm Wulf, ein Ahrensböker Heimatforscher, und weiter schreibt er:

In der Gaststube standen breite Holzbänke, die Ruhelager der Kutscher für die Nacht. Motel von damals! Ein köstliches Gemälde, von einem Maler für unbezahlte Zeche zurückgelassen, hing über der Tür. Das Bild zeigte eine Tanzmusikschlägerei. Der Wirt, ein Polizist und die Musikmacher waren dabei, die Prügler hinauszuwerfen. Und oben auf dem Bild wurde eingeladen: „Herzlich Willkommen“. Glanzstück des Kruges war ein Ochestrion, so groß wie ein Kleiderschrank. Mit einer gewaltigen Kurbel zog man den Apparat auf, und schon donnerte es durch die Stube „Schleswig – Holstein, meerumschlungen“ oder auch „Es war im Böhmerwald, wo meine Wiege stand“. Blitzblank war es im Meschütenkrug. Der  Fußboden war weiß gescheuert und mit knirschendem Sand bestreut, saubere Gardinen hingen vor den Fenstern, und blühende Blumen luden die Gäste freundlich ein. Arme Wanderer fanden hier ihr billiges Nachtquartier, besonders, wenn sie die Wirtin zu einem Tanz nach der Musik des Orchesterions einluden.

Torfbäcker und Bauer Johann Grimm kehrte aus diesem Grund oft bei seinen Torffuhren vom Barghorster Moor nach Lübeck bei ihr ein. Wegen seiner Armut und seiner großen Familie erhielt er eine Mahlzeit umsonst und er bestellte dann noch ein Glas Zuckerwasser ohne Zucker.

Weitere Besitzer waren: 1852 die jüngste Tochter Maria Elisabeth  Möller (später verh. Petersen), 1881  Herrmann Caspar Johannes Petersen, er geht 1884 nach Breitenburg und übernimmt die Mühle zu Breitenburg, 1884 der Brauer Johannes August Eduard Bade aus Lübeck, 1891 der Brauer Carl Paul Jahnel, dann seine Ehefrau Auguste Therese geb. Hesse. Der spätere Besitzer, ein Herr Holzmann, Maschinist aus Kiel kaufte 1893 das Gewese und verkaufte es 1898 an den Gastwirt Bornemann und der verkaufte es dann 1906 an einen Herrn aus Lübeck, der auf dem Grundstück eine Großimkerei betreiben wollte.

Der ehem. Meschütenkrog mit vermauertem Tor der Durchfahrt ca. 1972.

Über 100 Jahre bestand die Brauerei mit kleiner Landwirtschaft. Mit dem Bierwagen fuhr der Besitzer übers Land und verkaufte sein Bier. 1906 hatte der in weiten Kreisen bekannte „Meschütenkrug“ als Krug aufgehört zu existieren. Die Großherzogliche Regierung hatte die Wirtschaft für alle Zeiten aufgehoben. Wie schon gesagt, das Gebäude steht noch. Doch mit dem Wandel der Zeit vom Pferdezug zur Motorisierung erfüllte es seinen Zweck nicht mehr. Die großen Durchfahrtstore mit den runden Torbögen sind vermauert. Nach einem Umbau dient der ehemalige Meschütenkrug heute als Wohnhaus.

Eine Erinnerung an eine gar schnell versunkene Zeit.

Die an der Abfahrt beim Bokhof zum Dorf Dunkelsdorf und in der Nähe des Meschütenkruges stehende Eiche, welche jetzt unter Denkmalschutz steht, kann nach den Berechnungen des früheren Förster Reimers, der  für das Revier Schwinkenrader Forst zuständig war, bereits ein Alter von 500 Jahre +/- 50 Jahre erreicht haben.

Stand  08.01.2022                    Erich Marowski