Kaiserdenkmal „Kaiser Wilhelm“

Das Kaiserdenkmal „Kaiser Wilhelm“

Am 9. März 1888, dem Todestag Kaiser Wilhelm I., rief der „Ausschuss für die Errichtung eines Erinnerungszeichens für unseren großen Kaiser Wilhelm I.“ unter dem Vorsitz des Postmeisters Ott dazu auf, dem verstorbenen Kaiser „an einer passenden Stelle unseres Ortes ein unsern Verhältnissen entsprechendes, würdiges Erinnerungszeichen zu stiften, ihm zu Ehren und unsern Nachkommen zur ernsten Mahnung, dem leuchtenden Beispiel des teuren Dahingeschiedenen im demütigen, festen Gottvertrauen, in wahrer Männertugend, in treuster Pflichterfüllung und in glühendster Vaterlandsliebe nachzustreben“.  Der Ausschuss rief zu Spenden auf, die jeweils in den Ahrensböker Nachrichten veröffentlicht wurden. Bis zum Januar 1891 kamen 1070 Mark zusammen, und bis zur für das Sedanfest am 6. September geplanten Einweihung hoffte man, die noch fehlenden 250 — 300 Mark beschaffen zu können.

Das Kaiserdenkmal und die königlich privilegierte Apotheke vor dem Bau der Lindenstrasse. Aufnahme ca. um 1910.

Ursprünglich hatte man daran gedacht, das geplante Denkmal auf dem Schulplatz aufzustellen oder die gesamte Fleckenswiese zum „Kaiser-Wilhelm-Platz“ zu machen. Am 26. Januar 1891 fiel jedoch die Entscheidung zugunsten eines dritten Ortes, der Anhöhe der Lindenallee bei der Apotheke. Pläne und Entwürfe für das Denkmal wurden von dem Ahrensböker Baumeister Otto Wittern hergestellt. Am 3. September war es schließlich soweit: „Heute Nachmittag um 3 Uhr stand unser KAISERDENKMAL fertig an Ort und Stelle. Am Morgen trafen die Wagen des Herrn Aug. Behr, Firma J. H. Kreker, aus Lübeck mit den Steinstücken und dem Haupt-Block ein, die Aufrichtung erfolgte mit Hilfe des Herrn Mühlenbauer Stammer; Stück für Stück wurde aufeinandergesetzt, bis die Bronzebüste des Kaisers Wilhelm I. aus der Gießerei des Herrn Wilh. Rupp-München den Granitsockel krönte. Alle Steinarbeiten sind aus schwedischem Granit, vortrefflich behauen und vorzüglich bearbeitet, dabei preiswürdig durch die eben genannte Steinhauerei J. H. Kreker-Lübeck hergestellt. Eine feste Grundlage aus Naturfeldsteinen trägt das Ganze. (…)“ (AN am 3. September 1891)

Am Sonntag, dem 6. September, formierte sich um 14.30 Uhr der Festzug auf dem Schulplatz in folgender, ausgeloster Reihenfolge: 1. Der Festausschuss mit den Festjungfrauen, 2. die Gemeinderäte des Fleckens und des Landes Ahrensbök, 3. der Kampfgenossen Verein von 1870/71, 4. der Kampfgenossen Verein von 1848, 5. etwaige fremde Kriegervereine, 6. der Militärverein, 7. die Schuhmacherinnung, 8. der Landwirtschaftliche Verein, 9. der Turnverein, 10. der Gesangverein, 11. die Bauhütte, 12. die Konkordia, 13. die Freiwillige Feuerwehr, 14. die Schneiderinnung, 15. die Schlachterinnung, 16. der Schützenverein, 17. die Metallarbeiterinnung, 18. der Bürgerverein.

Am 6. September 1891 erfolgte die feierliche Einweihung des Denkmals.

Nach dem Marsch zum Kaiserplatz „nahm der Festausschuss rechts, die in Weiß gekleideten jungen Damen mit schwarz-weiß-roten Schärpen und Kornblumen im Haar und auf den Kleidern, mit ihren Kränzen für die Schmückung des Denkmals links davon Aufstellung.“ Die Erschienenen wurden sodann von Postmeister Ott, dem Vorsitzenden des Festausschusses und des Denkmalskomitees, „in kurzen, kernigen Worten“ begrüßt, woraufhin die Gesangsvereine das Lied „Brüder weihet Herz und Hand“ vortrugen. Die Festrede hielt Pastor Wallroth; er sprach mit zu Herzen gehenden Worten vom Denkstein – Dankstein – Opferstein: ein Denkstein zur Erinnerung an den großen Kaiser, ein Dankstein gegen den allmächtigen, gütigen Gott und ein Opferstein, „ein Opferaltar, wo wir unser flammendes Herz auflodern lassen für unsere edelsten Güter. Gegen den Feind die Wacht, für die Brüder die Hand, für das Vaterland das betende Herz; wir bleiben ein Volk. Das walte Gott!“ Es folgten der allgemeine Gesang „Nun danket alle Gott“ und dann die Enthüllung des Denkmals und die Übergabe an die Fleckensvertretung. „Nachdem die Hülle gefallen und das Denkmal sich den Blicken der Anwesenden in seiner schönen, würdigen Gestalt zeigte, senkten sich die Fahnen und die Versammlung stimmte das Lied: ‚Deutschland, Deutschland über Alles‘ an; während dieses allgemeinen Gesanges schmückten die Festdamen das Denkmal mit einer Girlande und legten einen großen mit eigenen Händen gebundenen Kranz am Denkmal nieder. Der Festmarsch durch den Flecken bildete einen weiteren Höhepunkt des Tages, ebenso wie der Kommers in „Stadt Hamburg“: „Das erste Hoch galt dem Kaiser Wilhelm II., dasselbe hatte Herr Lehrer Hass-Holstendorf übernommen. Es folgte eine Rede zu Ehren des Kaisers, die mit einem erneuten Hoch endete.

Pläne und Entwürfe für das Denkmal wurden von dem Ahrensböker Baumeister Otto Wittern hergestellt. Die Bronzebüste des Kaisers stammt aus der Gießerei des Herrn Wilh. Rupp-München.

Pastor Wallroth versäumte es darauf nicht, einen Trinkspruch auf den Landesherrn, den Großherzog von Oldenburg, auszubringen, dessen Verdienste um Kaiser und Reich er mit schwungvollen Worten darlegte. Einem erneuten Hoch auf den Landesfürsten folgte der Gesang „Heil dir, o Oldenburg“. Hauptlehrer Steffen übernahm es sodann, in einer Ansprache den Fürsten Bismarck zu feiern. Nach einem erneuten Hoch wurde das Bismarcklied gesungen. Nach einer begeisternden Ansprache des Töpfermeisters Adler und einem Hoch auf das deutsche Vaterland wurde die „Redefreiheit“ proklamiert, was eine Reihe erneuter Ansprachen zur Folge hatte. Gegen 8 Uhr abends begann dann schließlich der Ball im „Stadt Hamburg“ und im „Hotel Germania“, mit dessen Abschluss dieser unvergessliche Festtag verrauschte. „Unser Kaiserdenkmal aber steht und wird gern von allen Ahrensbökern bewahrt und behütet werden, den nach hier kommendem Fremden aber ein Zeugnis des vaterländischen Sinnes unserer Bevölkerung geben.“ (Zitate aus den Ahrensböker Nachrichten vom 8. September 1891). (Quelle: Ahrensbök in Großherzoglich-Oldenburgischer Zeit 1867-1919 von Jürgen Brather)

Aufnahme aus den 50iger Jahren.

                                     

 

 

 

 

 

 

 

Ende der 60er Jahre rollten die Bagger an und der Denkmalsbereich wurde neu gestaltet. Die Felssteinumrandungen wurden abgerissen und ganz im Stil der 70er Jahre durch Waschbetonelemente ersetzt, welche bis in die heutige Zeit Bestand haben.