Kindervogelschießen, Kinderfeste – Eine lange Tradition in Ahrensbök

Kindervogelschießen, Kinderfeste – Eine lange Tradition in Ahrensbök

Von Ernst  Müller,  Konrektor  a.D. †

Es gibt ein Büchlein mit Aufzeichnungen, in welchem man das Vogelschießen in Ahrensbök bis zum Jahre 1860 zurückverfolgen kann. Es enthält die Abrechnungen und auch kurze Berichte über  Vorbereitung und Ablauf der Feste. Es ist also ein geschichtliches Dokument Ahrensböks, in welchem sich aber auch die größere Politik und Geschichte spiegelt.

Umzug in den 30er-Jahren

1867 kommt das holsteinische Amt Ahrensbök zum Fürstentum Lübeck. Auf diese Weise wird der Großherzog von Oldenburg für seine Gebietsansprüche an Schleswig – Holstein nach den Auseinandersetzungen Dänemark, Österreich, Preußen entschädigt. Das kann man in Ahrensbök lange nicht verwinden, und die Ahrensböker fühlen sich als “Muss – Oldenburger”. Aber bei den Festumzügen, die auch übers Amt und zu Weidemann (also in der Poststraße) führen, ist 1870 zufällig der Oberamtmann anwesend und wird zum Fest eingeladen. 1872 ist der Oberamtmann Kuhlmann wieder in Ahrensbök und auch nicht mit leeren Händen gekommen. Er überreicht der Schule und den Kindern eine blauseidene Fahne von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Oldenburg.

Auch der Großbrand in Ahrensbök am 3. September 1872 dem auch die Schule zum Opfer fiel, leuchtet in den Aufzeichnungen auf. Lehrer Harder verauslagt für das Kindervogelschießen 1873 erst einmal 60 Mk. Corant, da im Vorjahre alles verbrannte.

1889 berichtet das Büchlein: “Das Kinderfest fand in diesem Jahre zum 1. Mal an Großherzogs Geburtstag, am 8.Juli statt.” 1909 schreibt Lehrer Jäger: “Um ½ 8 Uhr wurde auf dem Schulplatze angetreten. Nach dem Hoch auf dem Großherzog (Jäger) u. Singen des 1.Verses von Heil Dir, o Oldenburg wurde abmarschiert” (zu den Wettkämpfen im Langendamm).

So werden die Ahrensböker zwar widerstrebend aber doch allmählich zu Oldenburgern. 1914 wird das Kinderfest zum letzten Mal gefeiert, bevor der 1.Weltkrieg eine lange Pause erzwingt. Erst 1919 berichtet Hptl. Hasse: “Von dem herrlichsten Wetter begünstigt feiern wir nach 5jähr. Pause am 5.September zum ersten mal wieder unser Kinderfest. Gegen 8 Uhr morgens verließ der stattliche Festzug nach einer kurzen Ansprache des Unterzeichneten und dem Singen der 1. Str. des Deutschlandliedes den Schulplatz zum Marsch durch die Stadt.”

Das Denken in engen kleinstaatlichen Grenzen ist gewichen.

1933 zeigt sich dann schon der absolute Anspruch des Staates auf jegliche Festgestaltung. Lehrer Edler berichtet: “Das diesjährige Kinderfest fand am 18. August statt. Es war schon im Juni geplant, aber wegen Festverbot (Sonnenwendfeier) musste es bis in den August hinein verschoben werden.” 1937 ist das Kinderfest noch einmal gefeiert worden. Dann hörten die Eintragungen auf, obwohl noch genügend Platz gewesen wäre. Ist es 1938 und 39 nicht mehr ausgerichtet worden?

Doch nun zurück an den Anfang der Eintragungen. Das Jahr 1860 war ein ganz besonderer Einschnitt in der sehr viel weiter zurückreichenden Tradition des Kindervogelschießens in Ahrensbök. Aber lassen wir hier das Original selbst sprechen:

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