Lebende Denkmäler der Klosterzeit

Lebende Denkmäler der Klosterzeit

Dem Hörensagen nach hat uns die älteste Geschichte, die Klosterzeit 1, unseres Ortes zwei noch lebende Denkmäler beschert, so schreibt es der Heimatforscher und frühere Rektor der Volksschule in Ahrensbök Hermann Stölten.

Das ist einerseits die Weinbergschnecke welche durch die Mönche des Kartäuser Klosters nach Ahrensbök gekommen ist. Der strenge Orden stammt aus einer einsamen Gebirgsschlucht La Chartreuse bei Grenoble. Die Schnecken wurden als Fleischersatz gezüchtet und stellten sicherlich für den Tisch eine wohlschmeckende Abwechslung dar und sollten hier bei uns im Norden nicht entbehrt werden. Sicher sind auch einige entwischt und haben sich in unserer Gegend gut verbreitet.  Bis in jüngster Zeit wurden sie noch gesammelt und verkauft.

Der Winterling ist andererseits das zweite noch lebende Denkmal. Er blüht sehr oft schon vor dem Schneeglöckchen und verkündet als Frühblüher den nahenden Frühling. Diese Blume ist wohl als unsere Blume anzusprechen, da sie hier reichlich vorhanden ist, und falls sie anderswo gefunden wird, wie z.B. im Fürstengarten zu Lauenburg a.E., Husum oder Malente immer wieder Spuren nachgewiesen werden, die nach unserem Ort Ahrensbök zurück gehen. Deshalb hat die Ahrensböker Gill vun 1490, die sich die Heimatpflege zur besonderen Aufgabe gemacht hat, diesen lebenden Zeugen aus seiner ältesten Geschichte zu einem besonderen Schützling ernannt. Die Mönche des Kartäuser Klosters sollen ihn eingeführt und auf dem Gelände des Mönchskloster gepflegt haben. Die Pflanze ist in allen Teilen giftig. Sie gelangte später in den Ahrensböker Amtsgerichtsgarten “Hoppenbrook” und auch in den Organistengarten, so bestätigt es auch der ehem. Lehrer W. Jäger in Ahrensbök. Bald verirrten sich auch einige in private Vorgärten und verbreiteten sich weit und breit.

Die Kartäuser-Nelke hat den Namen von den Kartäuser-Mönchen, die diese Pflanze seit dem 16. Jahrhundert in ihnen Klostergärten anbauten. Ob die Blume auch hier angebaut wurde ist nicht bekannt.  Sie zählte offenbar aber zur Standardausstattung vieler Klostergärten. Die Pflanze sieht nicht nur schön aus, sie duftet gut und enthält schmerzstillende und erweichende Stoffe. Sie fand Anwendung durch kauen der Blüten gegen Zahnschmerzen, zermahlene Blüten gegen Schlangenbisse. Alle Pflanzenteile enthalten seifige Bestandteile, welche die Mönche und Nonnen flüssig gegen Hautkrankheiten, Rheuma oder Muskelschmerzen auftrugen und den Frischsaft  innerlich gegen Pest und Würmer nutzten obwohl sich geglaubte Wirkungen von Pflanzen nicht immer wissenschaftlich nachweisen lassen. In Volksglauben, Märchen und Sagen kommt die Kartäuser-Nelke öfters vor. Die Pflanze soll Blitze anziehen bzw. an Standorten wachsen an denen Blitze gerne einschlagen. Man findet sie auch in vielen Wildblumengärten.

Die Kartäuser-Nelke war Blume des Jahres 1989 und ist geschützt. Sie ist auch auf der 70-Cent-Briefmarke der Dauerserie „Blumen“ der Deutschen Post AG abgebildet, deren Erstausgabe am 13. April 2006 war.

1 Klosterzeit: 1397-1564

Erich Marowski