Ahrensböker Notgeld
Als Notgeld bezeichnet man Ersatzzahlungsmittel, die den Mangel von staatlichen, hoheitlichen Münzen, Banknoten sowie Geldscheinen lindern oder beheben sollten. In Krisenzeiten wurde, und wird wohl auch noch immer wieder, wertvolles Material wie Gold, Silber oder Kupfer, aus denen ja Münzen vielfach bestanden, gesammelt, gehortet und somit dem normalen Geldkreislauf entzogen. Notgeld wurde in Deutschland zu Beginn des Jahrhunderts nahezu von „jedermann“ emittiert. An erster Stelle sind die Kommunen, also Städte und Gemeinden, zu nennen, die die Probleme ihrer Bürger am unmittelbarsten zu spüren bekamen. Die Gültigkeit war in der Regel regional begrenzt. Es war für jemanden aus Königsberg nahezu unmöglich festzustellen, ob der Notgeldschein aus Ahrensbök, den er in Händen hielt, denn auch gültig war. Auch wurden zeitliche Limite gesetzt, wie etwa ein bestimmtes Gültigkeitsdatum. Formulierungen wie „Gültig bis vier Wochen nach Friedensschluss“, waren genauso geläufig. Es gab sowohl Notgeldscheine, als auch Notgeldmünzen. Notgeldscheine sind nicht nur aus Papier und Pappe gefertigt worden, auch andere Materialien wie Stoff, Seide oder Leder sind bekannt. Die Münzen bestanden regelmäßig aus unedlen und billigen Metallen. Notgeld hatte die gleiche Funktion als die gesetzlichen Zahlungsmittel, obwohl es teilweise nur geduldet, ja manchmal sogar verboten war. Kleingeld wurde bereits ab 1914, in der Hauptsache aber ab 1916, in Umlauf gebracht und sollte dem vorherrschenden Mangel an Zahlungsmittel Abhilfe schaffen und lautete über Pfennigbeträge. Die anfangs recht einfach und schlichten, eben zweckmäßigen Scheine, wurden im Laufe der Zeit immer aufwendiger, interessanter und vor allem auch farbiger. Viele namhafte Künstler ihrer Zeit waren mit dem Design der Stücke beschäftigt.
Nach einem Beschluss von Magistrat und Stadtrat erhielt die Kunstanstalt Gebr. Borchers in Lübeck den Auftrag, folgende Notscheine nach Entwürfen des Ahrensböker Kunstmalers Krützfeld zu drucken: 5000 Stück zu 25 Pfennige, 10.000 Stück zu 50 Pfennige und 5000 Stück zu 100 Pfennige.
Der 25-Pfennig-Schein („Fivuntwinti Penn“) zeigt eine Ansicht der in Busch und Garten eingebetteten Stadt. Darunter steht: „Geihst du mit mi üm manierli Bliev ick glatt und zierli. Doch komm ick in rohe Hänn Geiht mit mi to Enn.“
Auf der Rückseite ist das Kirchensiegel aus dem 14. Jahrhundert als Holzschnitt abgebildet.
Auf dem 50-Pfennig-Schein („Föfti Penn“) sind Stadt und Kirche dargestellt. Darunter steht: „Een Egensinn ohn Glieken, von’t Ol deit he nich wieken, He höllt wat he versprickt un weert noch so verrückt; Den echten dütschen Globen, den lett he sick nich roben, Ok nich de Klümp un Supp, denn muckt he höllisch up. So Eener is de Holsteener.
Die Rückseite zeigt das Wappen der Stadt mit dem Adler auf der Buche.
Der 100-Pfennig-Schein („Hunnert Penn“) bietet einen weiteren Blick auf die Stadt mit der Windmühle.
Dazu heißt es: In Not geburn, bün ick dartau erkurn As Kleengeld to gelln. Muß’t Di blots nich verteil‘ n.
Auf der Rückseite ist ebenfalls die „Aar-Bök“ abgebildet, um die herum geschrieben steht:
„UNNER DAT ADLERNEST IN DE DÜTSCHE BÖÖK IS VOR VEEL HUNNERT JOHR BUGT OHRENSBÖK, UN ÖBER DEN’N ADLER DAT MARIENWUNNER IN HELL’N GLANZ UN VELL MINSCHEN DORUNNER
Die Bevölkerung betrachtete das Notgeld äußerst misstrauisch und verwendete es nur so weit, wie es unbedingt notwendig war. Diese Erscheinung zeigte sich nicht nur in Ahrensbök, sondern ganz allgemein, so dass die Scheine mehr Bedeutung als Sammlerobjekte gewannen und als solche förmlich den Markt überschwemmten. (Quelle: Auszugsweise aus „Ahrensbök in der Zeit von 1919-1945“ von Jürgen Brather)